AI-Crashkurs für Talente aus aller Welt

Interview

5 Minuten

18.11.2020

Helmut van Rinsum

Portrait von Thomas Funke

Es ist eine bemerkenswerte Initative: Am 9. November hat das Unternehmen TechQuartier unter dem Namen AiTalents ein neunwöchiges Bootcamp gestartet. Rund 200 Studierende und Berufsanfänger aus aller Welt nehmen daran teil. Ziel ist es, sie in den Bereichen Artificial Intelligence und Machine Learning weiterzubilden. Kostenlos. TechQuartier ist der festen Überzeugung, dass möglichst viele Menschen wissen sollten, wie sie mit diesen Schlüsseltechnologien umgehen können. Ein Gespräch mit Thomas Funke, dem Managing Director von TechQuartier.

Herr Funke, Sie bilden in Ihrem Bootcamp 200 junge Menschen im Bereich KI und ML kostenlos aus. Wie kommt es zu dieser großangelegten Initiative?

Thomas Funke: Als Innovationsplattform, die Start-ups, Firmen und aufstrebende Talente zusammenbringt, haben wir schon einige Erfahrung mit dem Format Bootcamp. Unter dem Titel TechTalents bilden wir gemeinsam mit Eintracht Frankfurt und einigen weiteren Partnern bereits seit drei Editionen angehende Entrepreneure aus. Dabei stehen Coding und das Entwickeln von Geschäftsmodellen im Vordergrund.

Da vollkommen unstrittig ist, dass Künstliche Intelligenz und Machine Learning zu den für die Zukunft entscheidenden Schlüsseltechnologien gehören, haben wir entschieden, auch diesen Bereich abzudecken. Dank der Förderung durch das Bundesministerium für Wirtschaft und der Unterstützung durch unsere Partner können wir AiTalents sogar kostenlos anbieten. Das hat uns natürlich dabei geholfen, unser Teilnehmerfeld extrem vielfältig und im wahrsten Sinne des Wortes global zu gestalten.

Welche Skills werden vermittelt?

Funke: Ganz wichtig ist der maximal mögliche Anwendungs- und Praxisbezug, das so genannte Experiential Learning. Für uns steht klar im Vordergrund, dass die Teilnehmer*innen im Bootcamp an "echten" Aufgabenstellungen arbeiten. Das bedeutet, dass wir etliche junge Start-ups an Bord haben, die Datensätze aus ihrem Unternehmensalltag bereitstellen und dann Challenges definieren, die von den Teilnehmer-Teams bearbeitet werden. Für die besten Lösungen gibt es am Ende sogar ein Preisgeld.

Damit die Teilnehmer*innen diese Aufgaben bewältigen können, müssen wir natürlich auch dafür sorgen, dass die Grundkenntnisse in den benötigten Technologien und Tools vorhanden sind. Dazu zählen beispielsweise Kurse in Python, Deep Learning, intelligente Textanalyse oder auch Ideen- und Geschäftsmodellentwicklung.

Wird es auch Anwendungen von KI im Marketing geben?

Funke: Der Bereich Marketing ist sicherlich prädestiniert für daten-basierte Anwendungen und Technologien, daher spielt er auch bei uns eine Rolle. Es werden vermutliche keine konkreten Marketing-Aufgaben oder -Anwendungen umgesetzt. Das Thema ist aber insofern bei jeder Challenge relevant, da KI und Machine Learning natürlich äußerst hilfreich sind, wenn es darum geht, Kundenverhalten vorherzusagen, auf dessen Basis anschließend Marketing-Entscheidungen getroffen werden können.

Deutschland gilt bei vielen nicht unbedingt als KI-Nation Nr. 1. Haben Sie deshalb in dieser Richtung Vorbehalte gespürt?

Funke: Das sehe ich etwas anders. In bestimmten Bereichen der Forschung ist Deutschland Weltspitze. Allerdings muss diese Forschung auch in die Gesellschaft und Wirtschaft transferiert werden. Da haben wir Nachholbedarf. Wir müssen im Bereich des Transfers viel mehr tun – das gilt aber nicht nur für Deutschland, sondern für Europa insgesamt. Bei den Teilnehmern gab es auf jeden Fall keinerlei Vorbehalte. Insgesamt haben wir über 500 Bewerbungen von Menschen aus 57 Ländern erhalten!

[embed]https://youtu.be/DbDslspHgdc[/embed]

Von welcher Sichtweise auf KI ist das Bootcamp geprägt?

Funke: Wenn hierzulande in den vergangenen Jahren über KI diskutiert wurde, war die Debatte leider zu häufig von Ängsten und möglichen negativen Effekten geprägt. Ich sage nicht, dass man über diese Ängste nicht sprechen sollte, aber insgesamt hilft es uns nicht weiter, wenn wir an dieser Stelle stehenbleiben. Es gibt kaum mehr Bereiche, in denen KI-Technologie nicht zum Einsatz kommt. Und die Entwicklung beschleunigt sich. KI hat heute schon einen enormen Einfluss auf Wirtschaft und Gesellschaft. Daher hilft meiner Meinung nach nur eines: Wir müssen uns mit diesen Technologien beschäftigen – sowohl auf technischer als auch auf ethischer Ebene. Wenn wir das tun, wird insgesamt klarer werden, dass KI und Machine Learning unser Leben erleichtern können und viele Chancen bieten.

Welche Botschaft wollen Sie vermitteln?

Funke: Der wichtigste Punkt ist letztlich ganz einfach: KI-Technologien entstehen nicht einfach von selbst, sie werden von Menschen entwickelt und geprägt. Das bedeutet, dass wir uns mit diesen Technologien beschäftigen müssen – und zwar möglichst viele von uns und mit möglichst unterschiedlichen persönlichen Hintergründen. Denn wenn wir das schaffen, können wir sicherstellen, dass die Weiterentwicklung von und der Umgang mit KI eine Art globales Projekt werden. Ich vergleiche das gerne mit großen internationalen Vorhaben wie der Internationalen Raumstation ISS, wo insbesondere das Zusammenkommen der Weltgemeinschaft gemeinsam Fortschritt erzeugt.

Eine der Aussagen des TechQuartier lautet: Shift the world with us. In welche Richtung soll es gehen?

Funke: Wir sind eine Plattform für Innovation. Das ist eine ziemlich pauschale Aussage, aber darum geht es bei uns im Kern. Innovation geht nicht alleine, sondern nur gemeinsam. Denken Sie beispielsweise an die Klimakrise. Diese kann kein einzelner, Forscher, kein Politiker, kein einzelnes Unternehmen oder auch keine Nation alleine lösen. Die großen Probleme dieser Welt können nur viele Menschen gemeinsam lösen. Wir wollen Neues entdecken und Menschen dabei unterstützen, die ausgetretenen Pfade zu verlassen. Wir brauchen viel mehr Problemlöser auf dieser Welt, die unsere Zukunft aktiv und positiv gestalten.

Das Interview führte Helmut van Rinsum

Dr. Thomas Funke, Geschäftsführer und Mitgründer von TechQuartier, engagiert sich seit mehr als 15 Jahren im globalen Startup-Ökosystem. Neben dem Aufbau eines Forschungszentrums an der WU Wien, das sich mit Tools und Methoden der Startup-Welt beschäftigt, hat er mehrere Startups gegründet und lehrt weiterhin an Universitäten. Er ist die treibende Kraft hinter den Nachwuchsprogrammen von TechQuartier, einschließlich AiTalents, das von diversen Partnern und Sponsoren unterstützt wird.

Weitere Interviews:
Claudia Bünte: China - mit KI an die Weltspitze
Nicole Jasmin Hofmann: Mit KI gegen Produktpiraterie im Web
Peter Hart: Pythia sagt uns, was der Markt will


AI-Crashkurs für Talente aus aller Welt

Interview

5 Minuten

18.11.2020

Helmut van Rinsum

Portrait von Thomas Funke

Es ist eine bemerkenswerte Initative: Am 9. November hat das Unternehmen TechQuartier unter dem Namen AiTalents ein neunwöchiges Bootcamp gestartet. Rund 200 Studierende und Berufsanfänger aus aller Welt nehmen daran teil. Ziel ist es, sie in den Bereichen Artificial Intelligence und Machine Learning weiterzubilden. Kostenlos. TechQuartier ist der festen Überzeugung, dass möglichst viele Menschen wissen sollten, wie sie mit diesen Schlüsseltechnologien umgehen können. Ein Gespräch mit Thomas Funke, dem Managing Director von TechQuartier.

Herr Funke, Sie bilden in Ihrem Bootcamp 200 junge Menschen im Bereich KI und ML kostenlos aus. Wie kommt es zu dieser großangelegten Initiative?

Thomas Funke: Als Innovationsplattform, die Start-ups, Firmen und aufstrebende Talente zusammenbringt, haben wir schon einige Erfahrung mit dem Format Bootcamp. Unter dem Titel TechTalents bilden wir gemeinsam mit Eintracht Frankfurt und einigen weiteren Partnern bereits seit drei Editionen angehende Entrepreneure aus. Dabei stehen Coding und das Entwickeln von Geschäftsmodellen im Vordergrund.

Da vollkommen unstrittig ist, dass Künstliche Intelligenz und Machine Learning zu den für die Zukunft entscheidenden Schlüsseltechnologien gehören, haben wir entschieden, auch diesen Bereich abzudecken. Dank der Förderung durch das Bundesministerium für Wirtschaft und der Unterstützung durch unsere Partner können wir AiTalents sogar kostenlos anbieten. Das hat uns natürlich dabei geholfen, unser Teilnehmerfeld extrem vielfältig und im wahrsten Sinne des Wortes global zu gestalten.

Welche Skills werden vermittelt?

Funke: Ganz wichtig ist der maximal mögliche Anwendungs- und Praxisbezug, das so genannte Experiential Learning. Für uns steht klar im Vordergrund, dass die Teilnehmer*innen im Bootcamp an "echten" Aufgabenstellungen arbeiten. Das bedeutet, dass wir etliche junge Start-ups an Bord haben, die Datensätze aus ihrem Unternehmensalltag bereitstellen und dann Challenges definieren, die von den Teilnehmer-Teams bearbeitet werden. Für die besten Lösungen gibt es am Ende sogar ein Preisgeld.

Damit die Teilnehmer*innen diese Aufgaben bewältigen können, müssen wir natürlich auch dafür sorgen, dass die Grundkenntnisse in den benötigten Technologien und Tools vorhanden sind. Dazu zählen beispielsweise Kurse in Python, Deep Learning, intelligente Textanalyse oder auch Ideen- und Geschäftsmodellentwicklung.

Wird es auch Anwendungen von KI im Marketing geben?

Funke: Der Bereich Marketing ist sicherlich prädestiniert für daten-basierte Anwendungen und Technologien, daher spielt er auch bei uns eine Rolle. Es werden vermutliche keine konkreten Marketing-Aufgaben oder -Anwendungen umgesetzt. Das Thema ist aber insofern bei jeder Challenge relevant, da KI und Machine Learning natürlich äußerst hilfreich sind, wenn es darum geht, Kundenverhalten vorherzusagen, auf dessen Basis anschließend Marketing-Entscheidungen getroffen werden können.

Deutschland gilt bei vielen nicht unbedingt als KI-Nation Nr. 1. Haben Sie deshalb in dieser Richtung Vorbehalte gespürt?

Funke: Das sehe ich etwas anders. In bestimmten Bereichen der Forschung ist Deutschland Weltspitze. Allerdings muss diese Forschung auch in die Gesellschaft und Wirtschaft transferiert werden. Da haben wir Nachholbedarf. Wir müssen im Bereich des Transfers viel mehr tun – das gilt aber nicht nur für Deutschland, sondern für Europa insgesamt. Bei den Teilnehmern gab es auf jeden Fall keinerlei Vorbehalte. Insgesamt haben wir über 500 Bewerbungen von Menschen aus 57 Ländern erhalten!

[embed]https://youtu.be/DbDslspHgdc[/embed]

Von welcher Sichtweise auf KI ist das Bootcamp geprägt?

Funke: Wenn hierzulande in den vergangenen Jahren über KI diskutiert wurde, war die Debatte leider zu häufig von Ängsten und möglichen negativen Effekten geprägt. Ich sage nicht, dass man über diese Ängste nicht sprechen sollte, aber insgesamt hilft es uns nicht weiter, wenn wir an dieser Stelle stehenbleiben. Es gibt kaum mehr Bereiche, in denen KI-Technologie nicht zum Einsatz kommt. Und die Entwicklung beschleunigt sich. KI hat heute schon einen enormen Einfluss auf Wirtschaft und Gesellschaft. Daher hilft meiner Meinung nach nur eines: Wir müssen uns mit diesen Technologien beschäftigen – sowohl auf technischer als auch auf ethischer Ebene. Wenn wir das tun, wird insgesamt klarer werden, dass KI und Machine Learning unser Leben erleichtern können und viele Chancen bieten.

Welche Botschaft wollen Sie vermitteln?

Funke: Der wichtigste Punkt ist letztlich ganz einfach: KI-Technologien entstehen nicht einfach von selbst, sie werden von Menschen entwickelt und geprägt. Das bedeutet, dass wir uns mit diesen Technologien beschäftigen müssen – und zwar möglichst viele von uns und mit möglichst unterschiedlichen persönlichen Hintergründen. Denn wenn wir das schaffen, können wir sicherstellen, dass die Weiterentwicklung von und der Umgang mit KI eine Art globales Projekt werden. Ich vergleiche das gerne mit großen internationalen Vorhaben wie der Internationalen Raumstation ISS, wo insbesondere das Zusammenkommen der Weltgemeinschaft gemeinsam Fortschritt erzeugt.

Eine der Aussagen des TechQuartier lautet: Shift the world with us. In welche Richtung soll es gehen?

Funke: Wir sind eine Plattform für Innovation. Das ist eine ziemlich pauschale Aussage, aber darum geht es bei uns im Kern. Innovation geht nicht alleine, sondern nur gemeinsam. Denken Sie beispielsweise an die Klimakrise. Diese kann kein einzelner, Forscher, kein Politiker, kein einzelnes Unternehmen oder auch keine Nation alleine lösen. Die großen Probleme dieser Welt können nur viele Menschen gemeinsam lösen. Wir wollen Neues entdecken und Menschen dabei unterstützen, die ausgetretenen Pfade zu verlassen. Wir brauchen viel mehr Problemlöser auf dieser Welt, die unsere Zukunft aktiv und positiv gestalten.

Das Interview führte Helmut van Rinsum

Dr. Thomas Funke, Geschäftsführer und Mitgründer von TechQuartier, engagiert sich seit mehr als 15 Jahren im globalen Startup-Ökosystem. Neben dem Aufbau eines Forschungszentrums an der WU Wien, das sich mit Tools und Methoden der Startup-Welt beschäftigt, hat er mehrere Startups gegründet und lehrt weiterhin an Universitäten. Er ist die treibende Kraft hinter den Nachwuchsprogrammen von TechQuartier, einschließlich AiTalents, das von diversen Partnern und Sponsoren unterstützt wird.

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Nicole Jasmin Hofmann: Mit KI gegen Produktpiraterie im Web
Peter Hart: Pythia sagt uns, was der Markt will


AI-Crashkurs für Talente aus aller Welt

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5 Minuten

18.11.2020

Helmut van Rinsum

Portrait von Thomas Funke

Es ist eine bemerkenswerte Initative: Am 9. November hat das Unternehmen TechQuartier unter dem Namen AiTalents ein neunwöchiges Bootcamp gestartet. Rund 200 Studierende und Berufsanfänger aus aller Welt nehmen daran teil. Ziel ist es, sie in den Bereichen Artificial Intelligence und Machine Learning weiterzubilden. Kostenlos. TechQuartier ist der festen Überzeugung, dass möglichst viele Menschen wissen sollten, wie sie mit diesen Schlüsseltechnologien umgehen können. Ein Gespräch mit Thomas Funke, dem Managing Director von TechQuartier.

Herr Funke, Sie bilden in Ihrem Bootcamp 200 junge Menschen im Bereich KI und ML kostenlos aus. Wie kommt es zu dieser großangelegten Initiative?

Thomas Funke: Als Innovationsplattform, die Start-ups, Firmen und aufstrebende Talente zusammenbringt, haben wir schon einige Erfahrung mit dem Format Bootcamp. Unter dem Titel TechTalents bilden wir gemeinsam mit Eintracht Frankfurt und einigen weiteren Partnern bereits seit drei Editionen angehende Entrepreneure aus. Dabei stehen Coding und das Entwickeln von Geschäftsmodellen im Vordergrund.

Da vollkommen unstrittig ist, dass Künstliche Intelligenz und Machine Learning zu den für die Zukunft entscheidenden Schlüsseltechnologien gehören, haben wir entschieden, auch diesen Bereich abzudecken. Dank der Förderung durch das Bundesministerium für Wirtschaft und der Unterstützung durch unsere Partner können wir AiTalents sogar kostenlos anbieten. Das hat uns natürlich dabei geholfen, unser Teilnehmerfeld extrem vielfältig und im wahrsten Sinne des Wortes global zu gestalten.

Welche Skills werden vermittelt?

Funke: Ganz wichtig ist der maximal mögliche Anwendungs- und Praxisbezug, das so genannte Experiential Learning. Für uns steht klar im Vordergrund, dass die Teilnehmer*innen im Bootcamp an "echten" Aufgabenstellungen arbeiten. Das bedeutet, dass wir etliche junge Start-ups an Bord haben, die Datensätze aus ihrem Unternehmensalltag bereitstellen und dann Challenges definieren, die von den Teilnehmer-Teams bearbeitet werden. Für die besten Lösungen gibt es am Ende sogar ein Preisgeld.

Damit die Teilnehmer*innen diese Aufgaben bewältigen können, müssen wir natürlich auch dafür sorgen, dass die Grundkenntnisse in den benötigten Technologien und Tools vorhanden sind. Dazu zählen beispielsweise Kurse in Python, Deep Learning, intelligente Textanalyse oder auch Ideen- und Geschäftsmodellentwicklung.

Wird es auch Anwendungen von KI im Marketing geben?

Funke: Der Bereich Marketing ist sicherlich prädestiniert für daten-basierte Anwendungen und Technologien, daher spielt er auch bei uns eine Rolle. Es werden vermutliche keine konkreten Marketing-Aufgaben oder -Anwendungen umgesetzt. Das Thema ist aber insofern bei jeder Challenge relevant, da KI und Machine Learning natürlich äußerst hilfreich sind, wenn es darum geht, Kundenverhalten vorherzusagen, auf dessen Basis anschließend Marketing-Entscheidungen getroffen werden können.

Deutschland gilt bei vielen nicht unbedingt als KI-Nation Nr. 1. Haben Sie deshalb in dieser Richtung Vorbehalte gespürt?

Funke: Das sehe ich etwas anders. In bestimmten Bereichen der Forschung ist Deutschland Weltspitze. Allerdings muss diese Forschung auch in die Gesellschaft und Wirtschaft transferiert werden. Da haben wir Nachholbedarf. Wir müssen im Bereich des Transfers viel mehr tun – das gilt aber nicht nur für Deutschland, sondern für Europa insgesamt. Bei den Teilnehmern gab es auf jeden Fall keinerlei Vorbehalte. Insgesamt haben wir über 500 Bewerbungen von Menschen aus 57 Ländern erhalten!

[embed]https://youtu.be/DbDslspHgdc[/embed]

Von welcher Sichtweise auf KI ist das Bootcamp geprägt?

Funke: Wenn hierzulande in den vergangenen Jahren über KI diskutiert wurde, war die Debatte leider zu häufig von Ängsten und möglichen negativen Effekten geprägt. Ich sage nicht, dass man über diese Ängste nicht sprechen sollte, aber insgesamt hilft es uns nicht weiter, wenn wir an dieser Stelle stehenbleiben. Es gibt kaum mehr Bereiche, in denen KI-Technologie nicht zum Einsatz kommt. Und die Entwicklung beschleunigt sich. KI hat heute schon einen enormen Einfluss auf Wirtschaft und Gesellschaft. Daher hilft meiner Meinung nach nur eines: Wir müssen uns mit diesen Technologien beschäftigen – sowohl auf technischer als auch auf ethischer Ebene. Wenn wir das tun, wird insgesamt klarer werden, dass KI und Machine Learning unser Leben erleichtern können und viele Chancen bieten.

Welche Botschaft wollen Sie vermitteln?

Funke: Der wichtigste Punkt ist letztlich ganz einfach: KI-Technologien entstehen nicht einfach von selbst, sie werden von Menschen entwickelt und geprägt. Das bedeutet, dass wir uns mit diesen Technologien beschäftigen müssen – und zwar möglichst viele von uns und mit möglichst unterschiedlichen persönlichen Hintergründen. Denn wenn wir das schaffen, können wir sicherstellen, dass die Weiterentwicklung von und der Umgang mit KI eine Art globales Projekt werden. Ich vergleiche das gerne mit großen internationalen Vorhaben wie der Internationalen Raumstation ISS, wo insbesondere das Zusammenkommen der Weltgemeinschaft gemeinsam Fortschritt erzeugt.

Eine der Aussagen des TechQuartier lautet: Shift the world with us. In welche Richtung soll es gehen?

Funke: Wir sind eine Plattform für Innovation. Das ist eine ziemlich pauschale Aussage, aber darum geht es bei uns im Kern. Innovation geht nicht alleine, sondern nur gemeinsam. Denken Sie beispielsweise an die Klimakrise. Diese kann kein einzelner, Forscher, kein Politiker, kein einzelnes Unternehmen oder auch keine Nation alleine lösen. Die großen Probleme dieser Welt können nur viele Menschen gemeinsam lösen. Wir wollen Neues entdecken und Menschen dabei unterstützen, die ausgetretenen Pfade zu verlassen. Wir brauchen viel mehr Problemlöser auf dieser Welt, die unsere Zukunft aktiv und positiv gestalten.

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Dr. Thomas Funke, Geschäftsführer und Mitgründer von TechQuartier, engagiert sich seit mehr als 15 Jahren im globalen Startup-Ökosystem. Neben dem Aufbau eines Forschungszentrums an der WU Wien, das sich mit Tools und Methoden der Startup-Welt beschäftigt, hat er mehrere Startups gegründet und lehrt weiterhin an Universitäten. Er ist die treibende Kraft hinter den Nachwuchsprogrammen von TechQuartier, einschließlich AiTalents, das von diversen Partnern und Sponsoren unterstützt wird.

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