Iris.ai: Wie Künstliche Intelligenz bei der Recherche hilft
Interview
5 Minuten
20.01.2021
Künstliche Intelligenz kann die Literatursuche einfacher und schneller machen. Vor allem Wissenschaftler profitieren davon in ihrer Forschungsarbeit. Aber auch für Marktforscher und Medien könnte so ein KI-basiertes Recherche-Tool interessant sein. Ein Gespräch mit Kimberly Holtz, Sales Managerin des skandinavischen Start-ups Iris.ai.
Iris.ai ist ein Start-up aus Norwegen, das die Suche nach Fachliteratur erleichtert. Können Sie ganz kurz die Funktionsweise erklären?
Kimberly Holtz: Wir haben zwei Tools entwickelt, die mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz die Literatursuche effektiver und schneller machen, nämlich das Explore und das Focus Tool. Wie dem Namen zu entnehmen ist, ist das Explore Tool dafür da, relevante Literatur ausgehend von einer Freitexteingabe oder eines Artikels zu finden, ohne sich auf Schlüsselwörter zu beschränken. Die Ergebnisse werden dann in einer visuellen Mappe aus Konzepten dargestellt, die die Navigation erleichtert. Das Focus Tool hilft anschließend dabei, eine Leseliste von Artikeln zu präzisieren und zu kürzen. Dies geschieht ohne dass der Nutzer einen Artikel lesen muss, sondern anhand von Ein- und Ausschluss von Konzepten und Themen, die in den Artikeln vorkommen. Dadurch kommt es zu einer Zeitersparnis von ganzen 78 Prozent.
Kann ich als User auch richtige Fragen stellen, die dann beantwortet werden?
Holtz: Nicht direkt. Unsere Künstliche Intelligenz arbeitet mit inhaltsbasierten Empfehlungen: Sie benötigt einen Text von 100 bis 500 Wörtern, in dem die Fragestellung genauer erklärt ist, zum Beispiel mit Hintergrundwissen oder der Erklärung spezifischer Ausdrücke. Daraufhin kann sie Artikel finden, die mit dieser Fragestellung korrespondieren. Im Moment müssen Sie einen Artikel lesen, um die Antworten zu finden, die Sie benötigen. Für unsere industriellen Kunden entwickeln wir derzeit gemeinsam einige Tools, mit denen präzisere Fragen in bestimmten Forschungsbereichen beantwortet werden können. Diese stehen jedoch einzelnen Benutzern noch nicht zur Verfügung.
Das System greift auf rund 160 Millionen öffentlich zugängliche wissenschaftliche Paper zu: Bestehen inhaltliche Schwerpunkte?
Holtz: Bis jetzt hat es sich herauskristallisiert, dass vor allem die Gesundheitswissenschaften, Natur-, Computer- und Ingenieurwissenschaften von uns profitieren. Dies hängt ebenso davon ab, wie viel Forschung im Open-Access-Format für unsere Algorithmen zugänglich ist. Wir hören auch immer wieder positives Feedback und Erfolgsgeschichten aus den Geisteswissenschaften, wodurch ein klarer inhaltlicher Schwerpunkt nicht benannt werden kann.
Können Sie nochmal erklären: Wo kommt Künstliche Intelligenz zum Einsatz?
Holtz: Unser Ansatz der Künstlichen Intelligenz liegt im Bereich der Verarbeitung natürlicher Sprache (Natural Language Processing) und verwendet eine Kombination aus Schlüsselwortextraktion, Worteinbettung, neuronalem Topic Modeling und Wortgewichtung auf der Basis der Ähnlichkeit der Dokumentmetriken und des hierarchischen Topic Modelings. Somit kann sie Texteingaben verstehen, einen “Fingerabdruck” des Textes erstellen – basierend auf seinen Konzepten und Thematiken – und mit den Texten in der Datenbank abgleichen. Dadurch schlägt sie kontextuell ähnliche Artikel vor und kann dabei helfen, die Leseliste zu präzisieren.
Aus welchen Gebieten kommen die Nutzer?
Holtz: Unsere Nutzer sind Studenten, wissenschaftliches Personal der Universitäten, Forscher an Instituten, Mitarbeiter aus Forschungs- und Entwicklungsabteilungen oder auch einfach Wissenschaftsenthusiasten, die das Spektrum an Open Science Literatur erkunden möchten.
Könnte Iris auch für Mitarbeiter in Medienhäusern, in Marketing oder Research-Abteilungen sinnvoll sein?
Holtz: Iris ist für alle diejenigen sinnvoll, die mehr wissenschaftliches Material zu einem Thema erhalten möchten – sofern sie daran interessiert sind, die aktuellen Forschungsarbeiten zu lesen. Daher kann ich mir auch gut vorstellen, dass Mitarbeiter in Medienhäusern Iris nutzen könnten, um Recherche zu betreiben, obwohl wir im Alltag leider sehen, dass Journalisten oftmals keine Zeit haben, sich richtig mit der Wissenschaft zu beschäftigen, an der sie arbeiten. Gerade für Mitarbeiter in Researchabteilungen, die sich durch einen großen Berg von Publikationen durcharbeiten müssen, ist Iris eine großartige Unterstützung.
Derzeit stellen wir weltweit eine Skepsis gegenüber wissenschaftlicher Arbeit fest, die beispielsweise von Corona-Leugner geschürt wird. Ist so eine Entwicklung weit weg oder berührt sie die Arbeit Ihres Teams?
Holtz: Natürlich beobachten auch wir die zunehmende Skepsis mit Besorgnis. Dies berührt unser Team nicht nur im Privaten, sondern auch beruflich, da wir dadurch unsere Bemühungen, wissenschaftliche Erkenntnisse leichter für die Bevölkerung zugänglich zu machen, noch verstärken. Unsere Arbeit ist wichtiger als je zuvor. Wir sind Unterstützer des Open-Science-Gedankens und wollen Möglichkeiten schaffen, dass auch “Nichtwissenschaftler” die Forschungserkenntnisse leichter finden können. Ebenfalls haben wir uns dazu entschlossen den COVID-19 Datensatz, CORD-19, zu integrieren und allen COVID-19-Forschern freien Zugang zu unseren Premium-Tools zu ermöglichen.
Homeoffice ist auch gerade ein großes Thema. Ihr Projekt wird seit Gründung weltweit aus Homeoffices betrieben. Wie gestaltet sich diese internationale Zusammenarbeit?
Holtz: Trotz der räumlichen Distanz arbeiten wir via Chats und Videokonferenzen sehr eng zusammen und haben ein starkes Teamgefühl. Von Anfang an ein remote arbeitendes Team zu sein, war und ist gerade in der jetzigen Zeit ein großer Vorteil. Und es war immer hilfreich, die besten Leute einstellen zu können, wo immer wir sie finden und unabhängig davon, wo sie planen zu leben. Die unterschiedlichen Perspektiven und Kulturen bereichern unsere tägliche Arbeit und wir können stets landesspezifische Kenntnisse austauschen. Dies war besonders hilfreich während der Pandemie, als wir versucht haben, schnell wechselnde Vorschriften zu befolgen, die nicht immer sinnvoll erscheinen.
Welche Pläne bestehen für Iris in diesem Jahr?
Holtz: Auch in diesem Jahr werden wir Iris stets weiterentwickeln und um spannende Features in den nächsten Versionen erweitern. Ebenfalls möchten wir uns auch einen Namen südlich von Skandinavien aufbauen und mehr Nutzer erreichen. Somit denke ich, dass Sie in den nächsten Monaten noch sehr oft von uns hören werden!
Das Interview führte Helmut van Rinsum
Kimberly Holtz hat einen Master in Arbeitspsychologie, ihre wissenschaftliche Arbeiten wurden u.a. in Peer Reviewed Journals veröffentlicht. Zur Zeit arbeitet sie als Sales Managerin bei Iris.ai, einem europäischen IT-Startup in Norwegen, und ist eine aktive Unterstützerin des Open Science Gedankens.
Weitere Interviews:
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Michelle Skodowski: Bots müssen Probleme lösen
Sarah Al Hussaini: Virtuelle Agenten reagieren sofort
Iris.ai: Wie Künstliche Intelligenz bei der Recherche hilft
Interview
5 Minuten
20.01.2021
Künstliche Intelligenz kann die Literatursuche einfacher und schneller machen. Vor allem Wissenschaftler profitieren davon in ihrer Forschungsarbeit. Aber auch für Marktforscher und Medien könnte so ein KI-basiertes Recherche-Tool interessant sein. Ein Gespräch mit Kimberly Holtz, Sales Managerin des skandinavischen Start-ups Iris.ai.
Iris.ai ist ein Start-up aus Norwegen, das die Suche nach Fachliteratur erleichtert. Können Sie ganz kurz die Funktionsweise erklären?
Kimberly Holtz: Wir haben zwei Tools entwickelt, die mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz die Literatursuche effektiver und schneller machen, nämlich das Explore und das Focus Tool. Wie dem Namen zu entnehmen ist, ist das Explore Tool dafür da, relevante Literatur ausgehend von einer Freitexteingabe oder eines Artikels zu finden, ohne sich auf Schlüsselwörter zu beschränken. Die Ergebnisse werden dann in einer visuellen Mappe aus Konzepten dargestellt, die die Navigation erleichtert. Das Focus Tool hilft anschließend dabei, eine Leseliste von Artikeln zu präzisieren und zu kürzen. Dies geschieht ohne dass der Nutzer einen Artikel lesen muss, sondern anhand von Ein- und Ausschluss von Konzepten und Themen, die in den Artikeln vorkommen. Dadurch kommt es zu einer Zeitersparnis von ganzen 78 Prozent.
Kann ich als User auch richtige Fragen stellen, die dann beantwortet werden?
Holtz: Nicht direkt. Unsere Künstliche Intelligenz arbeitet mit inhaltsbasierten Empfehlungen: Sie benötigt einen Text von 100 bis 500 Wörtern, in dem die Fragestellung genauer erklärt ist, zum Beispiel mit Hintergrundwissen oder der Erklärung spezifischer Ausdrücke. Daraufhin kann sie Artikel finden, die mit dieser Fragestellung korrespondieren. Im Moment müssen Sie einen Artikel lesen, um die Antworten zu finden, die Sie benötigen. Für unsere industriellen Kunden entwickeln wir derzeit gemeinsam einige Tools, mit denen präzisere Fragen in bestimmten Forschungsbereichen beantwortet werden können. Diese stehen jedoch einzelnen Benutzern noch nicht zur Verfügung.
Das System greift auf rund 160 Millionen öffentlich zugängliche wissenschaftliche Paper zu: Bestehen inhaltliche Schwerpunkte?
Holtz: Bis jetzt hat es sich herauskristallisiert, dass vor allem die Gesundheitswissenschaften, Natur-, Computer- und Ingenieurwissenschaften von uns profitieren. Dies hängt ebenso davon ab, wie viel Forschung im Open-Access-Format für unsere Algorithmen zugänglich ist. Wir hören auch immer wieder positives Feedback und Erfolgsgeschichten aus den Geisteswissenschaften, wodurch ein klarer inhaltlicher Schwerpunkt nicht benannt werden kann.
Können Sie nochmal erklären: Wo kommt Künstliche Intelligenz zum Einsatz?
Holtz: Unser Ansatz der Künstlichen Intelligenz liegt im Bereich der Verarbeitung natürlicher Sprache (Natural Language Processing) und verwendet eine Kombination aus Schlüsselwortextraktion, Worteinbettung, neuronalem Topic Modeling und Wortgewichtung auf der Basis der Ähnlichkeit der Dokumentmetriken und des hierarchischen Topic Modelings. Somit kann sie Texteingaben verstehen, einen “Fingerabdruck” des Textes erstellen – basierend auf seinen Konzepten und Thematiken – und mit den Texten in der Datenbank abgleichen. Dadurch schlägt sie kontextuell ähnliche Artikel vor und kann dabei helfen, die Leseliste zu präzisieren.
Aus welchen Gebieten kommen die Nutzer?
Holtz: Unsere Nutzer sind Studenten, wissenschaftliches Personal der Universitäten, Forscher an Instituten, Mitarbeiter aus Forschungs- und Entwicklungsabteilungen oder auch einfach Wissenschaftsenthusiasten, die das Spektrum an Open Science Literatur erkunden möchten.
Könnte Iris auch für Mitarbeiter in Medienhäusern, in Marketing oder Research-Abteilungen sinnvoll sein?
Holtz: Iris ist für alle diejenigen sinnvoll, die mehr wissenschaftliches Material zu einem Thema erhalten möchten – sofern sie daran interessiert sind, die aktuellen Forschungsarbeiten zu lesen. Daher kann ich mir auch gut vorstellen, dass Mitarbeiter in Medienhäusern Iris nutzen könnten, um Recherche zu betreiben, obwohl wir im Alltag leider sehen, dass Journalisten oftmals keine Zeit haben, sich richtig mit der Wissenschaft zu beschäftigen, an der sie arbeiten. Gerade für Mitarbeiter in Researchabteilungen, die sich durch einen großen Berg von Publikationen durcharbeiten müssen, ist Iris eine großartige Unterstützung.
Derzeit stellen wir weltweit eine Skepsis gegenüber wissenschaftlicher Arbeit fest, die beispielsweise von Corona-Leugner geschürt wird. Ist so eine Entwicklung weit weg oder berührt sie die Arbeit Ihres Teams?
Holtz: Natürlich beobachten auch wir die zunehmende Skepsis mit Besorgnis. Dies berührt unser Team nicht nur im Privaten, sondern auch beruflich, da wir dadurch unsere Bemühungen, wissenschaftliche Erkenntnisse leichter für die Bevölkerung zugänglich zu machen, noch verstärken. Unsere Arbeit ist wichtiger als je zuvor. Wir sind Unterstützer des Open-Science-Gedankens und wollen Möglichkeiten schaffen, dass auch “Nichtwissenschaftler” die Forschungserkenntnisse leichter finden können. Ebenfalls haben wir uns dazu entschlossen den COVID-19 Datensatz, CORD-19, zu integrieren und allen COVID-19-Forschern freien Zugang zu unseren Premium-Tools zu ermöglichen.
Homeoffice ist auch gerade ein großes Thema. Ihr Projekt wird seit Gründung weltweit aus Homeoffices betrieben. Wie gestaltet sich diese internationale Zusammenarbeit?
Holtz: Trotz der räumlichen Distanz arbeiten wir via Chats und Videokonferenzen sehr eng zusammen und haben ein starkes Teamgefühl. Von Anfang an ein remote arbeitendes Team zu sein, war und ist gerade in der jetzigen Zeit ein großer Vorteil. Und es war immer hilfreich, die besten Leute einstellen zu können, wo immer wir sie finden und unabhängig davon, wo sie planen zu leben. Die unterschiedlichen Perspektiven und Kulturen bereichern unsere tägliche Arbeit und wir können stets landesspezifische Kenntnisse austauschen. Dies war besonders hilfreich während der Pandemie, als wir versucht haben, schnell wechselnde Vorschriften zu befolgen, die nicht immer sinnvoll erscheinen.
Welche Pläne bestehen für Iris in diesem Jahr?
Holtz: Auch in diesem Jahr werden wir Iris stets weiterentwickeln und um spannende Features in den nächsten Versionen erweitern. Ebenfalls möchten wir uns auch einen Namen südlich von Skandinavien aufbauen und mehr Nutzer erreichen. Somit denke ich, dass Sie in den nächsten Monaten noch sehr oft von uns hören werden!
Das Interview führte Helmut van Rinsum
Kimberly Holtz hat einen Master in Arbeitspsychologie, ihre wissenschaftliche Arbeiten wurden u.a. in Peer Reviewed Journals veröffentlicht. Zur Zeit arbeitet sie als Sales Managerin bei Iris.ai, einem europäischen IT-Startup in Norwegen, und ist eine aktive Unterstützerin des Open Science Gedankens.
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5 Minuten
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Künstliche Intelligenz kann die Literatursuche einfacher und schneller machen. Vor allem Wissenschaftler profitieren davon in ihrer Forschungsarbeit. Aber auch für Marktforscher und Medien könnte so ein KI-basiertes Recherche-Tool interessant sein. Ein Gespräch mit Kimberly Holtz, Sales Managerin des skandinavischen Start-ups Iris.ai.
Iris.ai ist ein Start-up aus Norwegen, das die Suche nach Fachliteratur erleichtert. Können Sie ganz kurz die Funktionsweise erklären?
Kimberly Holtz: Wir haben zwei Tools entwickelt, die mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz die Literatursuche effektiver und schneller machen, nämlich das Explore und das Focus Tool. Wie dem Namen zu entnehmen ist, ist das Explore Tool dafür da, relevante Literatur ausgehend von einer Freitexteingabe oder eines Artikels zu finden, ohne sich auf Schlüsselwörter zu beschränken. Die Ergebnisse werden dann in einer visuellen Mappe aus Konzepten dargestellt, die die Navigation erleichtert. Das Focus Tool hilft anschließend dabei, eine Leseliste von Artikeln zu präzisieren und zu kürzen. Dies geschieht ohne dass der Nutzer einen Artikel lesen muss, sondern anhand von Ein- und Ausschluss von Konzepten und Themen, die in den Artikeln vorkommen. Dadurch kommt es zu einer Zeitersparnis von ganzen 78 Prozent.
Kann ich als User auch richtige Fragen stellen, die dann beantwortet werden?
Holtz: Nicht direkt. Unsere Künstliche Intelligenz arbeitet mit inhaltsbasierten Empfehlungen: Sie benötigt einen Text von 100 bis 500 Wörtern, in dem die Fragestellung genauer erklärt ist, zum Beispiel mit Hintergrundwissen oder der Erklärung spezifischer Ausdrücke. Daraufhin kann sie Artikel finden, die mit dieser Fragestellung korrespondieren. Im Moment müssen Sie einen Artikel lesen, um die Antworten zu finden, die Sie benötigen. Für unsere industriellen Kunden entwickeln wir derzeit gemeinsam einige Tools, mit denen präzisere Fragen in bestimmten Forschungsbereichen beantwortet werden können. Diese stehen jedoch einzelnen Benutzern noch nicht zur Verfügung.
Das System greift auf rund 160 Millionen öffentlich zugängliche wissenschaftliche Paper zu: Bestehen inhaltliche Schwerpunkte?
Holtz: Bis jetzt hat es sich herauskristallisiert, dass vor allem die Gesundheitswissenschaften, Natur-, Computer- und Ingenieurwissenschaften von uns profitieren. Dies hängt ebenso davon ab, wie viel Forschung im Open-Access-Format für unsere Algorithmen zugänglich ist. Wir hören auch immer wieder positives Feedback und Erfolgsgeschichten aus den Geisteswissenschaften, wodurch ein klarer inhaltlicher Schwerpunkt nicht benannt werden kann.
Können Sie nochmal erklären: Wo kommt Künstliche Intelligenz zum Einsatz?
Holtz: Unser Ansatz der Künstlichen Intelligenz liegt im Bereich der Verarbeitung natürlicher Sprache (Natural Language Processing) und verwendet eine Kombination aus Schlüsselwortextraktion, Worteinbettung, neuronalem Topic Modeling und Wortgewichtung auf der Basis der Ähnlichkeit der Dokumentmetriken und des hierarchischen Topic Modelings. Somit kann sie Texteingaben verstehen, einen “Fingerabdruck” des Textes erstellen – basierend auf seinen Konzepten und Thematiken – und mit den Texten in der Datenbank abgleichen. Dadurch schlägt sie kontextuell ähnliche Artikel vor und kann dabei helfen, die Leseliste zu präzisieren.
Aus welchen Gebieten kommen die Nutzer?
Holtz: Unsere Nutzer sind Studenten, wissenschaftliches Personal der Universitäten, Forscher an Instituten, Mitarbeiter aus Forschungs- und Entwicklungsabteilungen oder auch einfach Wissenschaftsenthusiasten, die das Spektrum an Open Science Literatur erkunden möchten.
Könnte Iris auch für Mitarbeiter in Medienhäusern, in Marketing oder Research-Abteilungen sinnvoll sein?
Holtz: Iris ist für alle diejenigen sinnvoll, die mehr wissenschaftliches Material zu einem Thema erhalten möchten – sofern sie daran interessiert sind, die aktuellen Forschungsarbeiten zu lesen. Daher kann ich mir auch gut vorstellen, dass Mitarbeiter in Medienhäusern Iris nutzen könnten, um Recherche zu betreiben, obwohl wir im Alltag leider sehen, dass Journalisten oftmals keine Zeit haben, sich richtig mit der Wissenschaft zu beschäftigen, an der sie arbeiten. Gerade für Mitarbeiter in Researchabteilungen, die sich durch einen großen Berg von Publikationen durcharbeiten müssen, ist Iris eine großartige Unterstützung.
Derzeit stellen wir weltweit eine Skepsis gegenüber wissenschaftlicher Arbeit fest, die beispielsweise von Corona-Leugner geschürt wird. Ist so eine Entwicklung weit weg oder berührt sie die Arbeit Ihres Teams?
Holtz: Natürlich beobachten auch wir die zunehmende Skepsis mit Besorgnis. Dies berührt unser Team nicht nur im Privaten, sondern auch beruflich, da wir dadurch unsere Bemühungen, wissenschaftliche Erkenntnisse leichter für die Bevölkerung zugänglich zu machen, noch verstärken. Unsere Arbeit ist wichtiger als je zuvor. Wir sind Unterstützer des Open-Science-Gedankens und wollen Möglichkeiten schaffen, dass auch “Nichtwissenschaftler” die Forschungserkenntnisse leichter finden können. Ebenfalls haben wir uns dazu entschlossen den COVID-19 Datensatz, CORD-19, zu integrieren und allen COVID-19-Forschern freien Zugang zu unseren Premium-Tools zu ermöglichen.
Homeoffice ist auch gerade ein großes Thema. Ihr Projekt wird seit Gründung weltweit aus Homeoffices betrieben. Wie gestaltet sich diese internationale Zusammenarbeit?
Holtz: Trotz der räumlichen Distanz arbeiten wir via Chats und Videokonferenzen sehr eng zusammen und haben ein starkes Teamgefühl. Von Anfang an ein remote arbeitendes Team zu sein, war und ist gerade in der jetzigen Zeit ein großer Vorteil. Und es war immer hilfreich, die besten Leute einstellen zu können, wo immer wir sie finden und unabhängig davon, wo sie planen zu leben. Die unterschiedlichen Perspektiven und Kulturen bereichern unsere tägliche Arbeit und wir können stets landesspezifische Kenntnisse austauschen. Dies war besonders hilfreich während der Pandemie, als wir versucht haben, schnell wechselnde Vorschriften zu befolgen, die nicht immer sinnvoll erscheinen.
Welche Pläne bestehen für Iris in diesem Jahr?
Holtz: Auch in diesem Jahr werden wir Iris stets weiterentwickeln und um spannende Features in den nächsten Versionen erweitern. Ebenfalls möchten wir uns auch einen Namen südlich von Skandinavien aufbauen und mehr Nutzer erreichen. Somit denke ich, dass Sie in den nächsten Monaten noch sehr oft von uns hören werden!
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