The AI Art Magazine: KI als Werkzeug für Kunst
The AI Art Magazine: KI als Werkzeug für Kunst
Interview
7 Minuten
09.04.2025



Wenn Algorithmen Kunst machen und Magazine wie Ausstellungen wirken, wird es spannend. Mike Brauner ist zusammen mit Christoph Grünberger Schöpfer des AI Art Magazine. Im Interview spricht er über die Ideen, Zufälle und die feinen Brüche dazwischen und erklärt, wieso das Magazin mehr Experiment als Statement ist.
Mike, Dein Magazin steht an der Schnittstelle von Kunst und künstlicher Intelligenz. Was war der entscheidende Moment, The AI Art Magazine ins Leben zu rufen?
Wir befinden uns in einer Zeit, in der AI als kreatives Werkzeug völlig neue Möglichkeiten eröffnet – aber auch viele Fragen aufwirft. Christoph Grünberger, der sich als Designer und Autor (The Age of Data) intensiv mit dem kreativen Potenzial von Algorithmen beschäftigt, spielte eine zentrale Rolle in dieser Idee. Unser Ziel ist es, nicht nur eine Plattform für diese Kunstform zu schaffen, sondern auch eine Diskussion darüber anzustoßen, wie sich Kreativität durch AI verändert. Wir wollten einen greifbaren Raum für diesen Dialog schaffen – als Momentaufnahme einer neuen Ära, die wir aktiv mitgestalten.
Die erste Ausgabe enthält 50 Werke, darunter 11 „Goldene Tickets“. War an dem Auswahlprozess auch KI beteiligt?
Die Auswahl war ein unglaublich spannender und bereichernder Prozess. Wir hatten eine internationale Jury, bestehend aus: Adriana Mora, Boris Eldagsen, David Carson, Grit Wolany, Götz Ulmer, Hannah Johnson, Ingo Faeks, Liri Argov, Sara Giusto, Vivien Schulze. Diese Jury hat die Werke nach zwei Hauptkriterien bewertet: handwerkliche Qualität und künstlerische Schöpfung. Besonders interessant war der Austausch zwischen den Jury-Mitgliedern, die alle unterschiedliche Hintergründe mitbrachten.
KI-Jurorin vergab Golden Ticket
Eine Besonderheit war das Golden Ticket: Jede:r Juror:in hatte die Möglichkeit, unabhängig von der Gruppenentscheidung ein Werk direkt auszuzeichnen. So konnten wir sicherstellen, dass auch außergewöhnliche und vielleicht kontroverse Werke eine Bühne bekommen. Neben der Jury hatten wir noch unsere AI namens Xiaomi, die auch ein Golden Ticket vergeben durfte. Sie hat das Werk Girl with a Pizza Dress von Jan Wölfel ausgezeichnet – eine Entscheidung, über die wir uns sehr gefreut haben.

Mike Brauner: "KI eröffnet neue Möglichkeiten des künstlerischen Ausdrucks" ((Foto: Falk von Traubenberg)
Viele sehen KI-generierte Kunst kritisch, weil sie auf bestehenden Daten basiert. Wie definierst Du in diesem Kontext künstlerische Originalität? Gibt es eine neue Form von Kreativität, die durch KI entsteht?
Die Debatte um Originalität in der AI-Kunst ist komplex und vielschichtig. Die Christie's Auktion Augmented Intelligence hat gezeigt, dass AI-Kunst zunehmend als ernstzunehmende Kunstform wahrgenommen wird, aber auch Kritik hervorruft. Viele argumentieren, dass die Werke nur von Algorithmen geschaffen wurden und daher keine echte künstlerische Handschrift hätten. Claire Silver, eine renommierte AI-Künstlerin, betont jedoch, dass künstlerische Originalität nicht allein in der manuellen Erschaffung eines Werkes liegt. Vielmehr geht es darum, wie Künstler:innen die AI-Technologie als Werkzeug nutzen, um ihre kreativen Visionen umzusetzen.
In diesem Kontext definieren wir Originalität in der AI-Kunst als den bewussten, individuellen Einsatz der Technologie durch die Künstlerin. Das umfasst die Auswahl und das Training der AI-Modelle, das Feintuning der Parameter, die Kuration der Ergebnisse und die Weiterentwicklung der generierten Werke. All diese Schritte erfordern künstlerische Entscheidungen und prägen die Einzigartigkeit des Endresultats. AI-Kunst ist somit keine rein mechanische Reproduktion, sondern ein Prozess, bei dem Künstler:innen die Technologie gezielt einsetzen, um ihre kreativen Ideen zu verwirklichen. Die AI fungiert dabei als leistungsfähiges Werkzeug, das neue Möglichkeiten des künstlerischen Ausdrucks eröffnet, aber stets unter der kreativen Kontrolle und Führung des Menschen steht.
Künstlerin erschafft fiktive Vergangenheiten
Welche Synergien zwischen Mensch und Maschine hast Du im Rahmen der Magazinproduktion oder bei den eingereichten Kunstwerken beobachtet? Gibt es Werke, die Dich besonders überrascht haben?
Die Synergien zwischen Menschen und Maschine in der Kunstproduktion sind oft tief bewegend. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel ist Kevin Eshericks Serie I’m With You. In dieser Arbeit nutzt Kevin generative AI, um das Bild seines verstorbenen Bruders zu rekonstruieren. Doch anstatt die Generierung bis zur Vollendung zu führen, bricht er den Prozess bewusst frühzeitig ab. Dadurch bleiben die Bilder verschwommen und schemenhaft – ein ästhetisches Mittel, das die schwindenden Erinnerungen an seinen Bruder symbolisiert. Diese unvollendeten Fragmente machen die Vergänglichkeit von Erinnerung greifbar und verleihen den Werken eine berührende, melancholische Tiefe.
Ein weiteres Beispiel ist die Arbeit der japanischen Künstlerin Emi Kusano, die im Interview darüber spricht, wie sie fiktive Vergangenheiten und Zukünfte erschafft. Ihre Werke wirken wie alternative Erinnerungen – imaginierte Momente, die dennoch emotional resonieren und den Betrachter in eine andere Realität ziehen. Solche Werke zeigen, dass AI-Kunst weit über technische Experimente hinausgeht. Sie eröffnet Dimensionen des künstlerischen Ausdrucks, indem sie das Unsichtbare sichtbar macht – sei es das Verblassen von Erinnerungen oder das Erschaffen von Momenten, die nie existierten. Es ist diese Fähigkeit, Emotionen auf neue Weise zu wecken und tiefgründige Geschichten zu erzählen, die den Dialog zwischen Mensch und Maschine so faszinierend macht.

Limitierte Auswahl im Magazin mit fokussiertem Blick
Das Magazin setzt bewusst auf eine physische, hochwertig gedruckte Ausgabe mit offener Fadenheftung. Warum ist Dir dieser Kontrast zur digitalen Entstehung der Kunstwerke wichtig?
Wir lieben diesen Spannungsbogen: Digitale Kunst in einem analogen, greifbaren Format zu präsentieren, verleiht ihr eine völlig neue Wertigkeit. Während Online-Plattformen eine unendliche Flut an Bildern zeigen, schafft die limitierte Auswahl im Magazin einen kuratierten, fokussierten Blick auf AI-Kunst – fast wie eine Zeitkapsel dieses Moments. Viele Leser:innen sagen uns, dass sie erst durch den hochwertigen Druck die wahre Kraft dieser Werke erkennen.
Ein besonderes Highlight ist, dass auch die KI mit dem Name „Xiaomi“ als Juror beteiligt war. Wie hat diese AI-Jury funktioniert, und wie hat sich deren Entscheidungen von denen menschlicher Experten unterschieden?
Xiaomi wurde speziell für diesen Auswahlprozess entwickelt, um ästhetische, kompositorische und stilistische Merkmale in den eingereichten Werken zu analysieren. Im Gegensatz zu menschlichen Juroren, die von persönlichen Vorlieben und kulturellen Referenzen beeinflusst sind, bewertete Xiaomi die Werke rein datenbasiert und nach formalen Kriterien. Xiaomi hat das Werk Girl with a Pizza Dress von Jan Wölfel mit einem Golden Ticket ausgezeichnet. Dieses Werk kombiniert – laut Xiaomi – auf originelle Weise die Eleganz eines Ballkleides mit den Texturen einer Pizza. Xiaomi begründet ihr Ergebnis damit, dass die Präzision, die warmen Farbtönen und die ausgewogene Komposition des Werks eine einzigartige Verbindung von Mode und Kulinarik schaffen. Jan war mit dieser Beschreibung sehr glücklich.

"AI-Kunst wird sich etablieren. Sie ist ein neues Medium"
Die Kombination aus Xiaomis datengetriebener Analyse und der menschlichen Intuition der anderen Juroren ermöglichte eine besonders vielfältige Auswahl an Kunstwerken. Wir fanden die Idee, einen AI-Juror Kunst bewerten zu lassen, die ebenfalls mit Hilfe von AI geschaffen wurde, sowohl spannend als auch herausfordernd. Dieses Experiment hat uns wertvolle Einblicke in die Möglichkeiten und Grenzen dieser Technologie gegeben. Wir sehen großes Potenzial in diesem Ansatz, möchten ihn weiterentwickeln und freuen uns schon darauf, zu sehen wie Baby Xiaomi etwas reifer wird.
KI-Kunst polarisiert – manche sehen sie als Demokratisierung des Kunstmarktes, andere als Bedrohung traditioneller Kunstformen. Wie siehst Du die Zukunft von KI-generierter Kunst in Museen, Galerien und im Kunsthandel?
Wir stehen an einem Wendepunkt. AI-Kunst wird sich zunehmend etablieren – sowohl in Museen als auch auf dem Kunstmarkt. Die aktuelle Entwicklung zeigt, dass große Auktionshäuser wie z.B. Christie’s mit Augmented Intelligence und Institutionen weltweit beginnen, AI-generierte Kunst eine größere Bühne zu geben. Auf der einen Seite ist KI eine Demokratisierung, weil sie neue kreative Werkzeuge zugänglich macht und Künstler:innen unabhängig von traditionellen Ausbildungswegen ihre Visionen umsetzen können. Auf der anderen Seite gibt es natürlich Widerstand – vor allem von jenen, die AI als Bedrohung für klassische künstlerische Praktiken sehen.
Grenzen überschreiten, neue Narrative schaffen
AI-Kunst ist nicht nur eine technologische Spielerei, sondern ein neues Medium, das Künstler:innen ermöglicht, Grenzen zu überschreiten, neue Narrative zu erschaffen und die Definition von Kunst zu hinterfragen. Wichtig ist, dass AI-Kunst nicht als Ersatz für traditionelle Kunstformen gesehen wird, sondern als Erweiterung. Der Kunstmarkt wird sich weiter diversifizieren, und wir stehen an der Schwelle zu einer neuen Ära, in der Kuration und Kontext entscheidender denn je sind. Unser Magazin versteht sich als Plattform für diese Entwicklungen – ein Ort, an dem wir die Diskussion über Ästhetik, Autorschaft und den Wert von AI-generierter Kunst aktiv mitgestalten.

Keine simple Reproduktion, sondern ein hybrider Prozess zwischen Mensch und Maschine
Gibt es eigentlich Gegenwind aus der klassischen Kunstszene? Wie gehst Du mit Vorbehalten um, dass KI-Kunst keine „echte“ Kunst sei?
Ja, es gibt Skepsis – aber das ist nichts Neues. Jede neue Kunstform hat in ihrer Anfangszeit mit Vorurteilen zu kämpfen. Fotografie wurde anfangs nicht als Kunst anerkannt, genauso wie digitale Kunst oder Street Art. Unsere Herangehensweise ist, den Dialog zu suchen, statt die Debatte zu polarisieren. Wenn Menschen AI-generierte Werke als hochwertige Drucke oder Installationen sehen, verändert sich oft ihre Wahrnehmung. Deshalb ist es uns wichtig, AI-Kunst nicht nur online zu zeigen, sondern sie in Ausstellungen und Magazinen physisch erfahrbar zu machen. Zudem vergessen viele Kritiker, dass AI nur ein Werkzeug ist – die kreative Entscheidung liegt immer noch beim Menschen. AI-Kunst ist keine simple Reproduktion, sondern ein neuer, hybrider Prozess zwischen Menschen und Maschine.
Online-Datenbank ergänzt Magazin
Wie soll sich The AI Art Magazine weiterentwickeln? Gibt es schon Pläne für eine zweite Ausgabe oder neue Formate wie interaktive digitale Versionen?
Definitiv! Die zweite Ausgabe ist bereits in Arbeit. Wir arbeiten gerade am finalen Zeitplan und werden den nächsten Open Call über unsere Social Media Accounts und unseren Newsletter ankündigen. Zusätzlich entwickeln wir eine Online-Datenbank, um Werke über das Magazin hinaus sichtbar zu machen. Wir haben über 300 Einsendungen aus 40 Ländern erhalten – viel mehr, als wir in der ersten Ausgabe zeigen konnten. Diese Plattform wird ein Raum sein, in dem sich Künstler:innen langfristig präsentieren können.
Parallel dazu führen wir die Global Fusion Tour fort: Nach dem erfolgreichen Auftakt in Hamburg stehen Tokio und Mexiko-Stadt als nächste Stationen auf dem Programm. Unser Ziel ist es, nicht nur ein Printmagazin, sondern eine wachsende Community für AI-Kunst aufzubauen – sowohl digital als auch in der realen Welt. Das Magazin ist für uns etwas ganz Besonderes. So viele großartige Menschen haben mit außergewöhnlichem Engagement, Hingabe und Leidenschaft daran gearbeitet. Wir sind unglaublich dankbar, mit inspirierenden Menschen aus der ganzen Welt dieses Projekt realisieren zu können.
Interview: Helmut van Rinsum
Mike Brauner ist Unternehmer und Creative Technologist aus Hamburg. Er entwickelt digitale Lösungen an der Schnittstelle von Technologie, Innovation und künstlicher Intelligenz. Als Co-Founder des Kreativstudios polardots.studio unterstützt er Unternehmen bei Transformationsprozessen. Darüber hinaus hat er The AI Art Magazine mit ins Leben gerufen.
Mike, Dein Magazin steht an der Schnittstelle von Kunst und künstlicher Intelligenz. Was war der entscheidende Moment, The AI Art Magazine ins Leben zu rufen?
Wir befinden uns in einer Zeit, in der AI als kreatives Werkzeug völlig neue Möglichkeiten eröffnet – aber auch viele Fragen aufwirft. Christoph Grünberger, der sich als Designer und Autor (The Age of Data) intensiv mit dem kreativen Potenzial von Algorithmen beschäftigt, spielte eine zentrale Rolle in dieser Idee. Unser Ziel ist es, nicht nur eine Plattform für diese Kunstform zu schaffen, sondern auch eine Diskussion darüber anzustoßen, wie sich Kreativität durch AI verändert. Wir wollten einen greifbaren Raum für diesen Dialog schaffen – als Momentaufnahme einer neuen Ära, die wir aktiv mitgestalten.
Die erste Ausgabe enthält 50 Werke, darunter 11 „Goldene Tickets“. War an dem Auswahlprozess auch KI beteiligt?
Die Auswahl war ein unglaublich spannender und bereichernder Prozess. Wir hatten eine internationale Jury, bestehend aus: Adriana Mora, Boris Eldagsen, David Carson, Grit Wolany, Götz Ulmer, Hannah Johnson, Ingo Faeks, Liri Argov, Sara Giusto, Vivien Schulze. Diese Jury hat die Werke nach zwei Hauptkriterien bewertet: handwerkliche Qualität und künstlerische Schöpfung. Besonders interessant war der Austausch zwischen den Jury-Mitgliedern, die alle unterschiedliche Hintergründe mitbrachten.
KI-Jurorin vergab Golden Ticket
Eine Besonderheit war das Golden Ticket: Jede:r Juror:in hatte die Möglichkeit, unabhängig von der Gruppenentscheidung ein Werk direkt auszuzeichnen. So konnten wir sicherstellen, dass auch außergewöhnliche und vielleicht kontroverse Werke eine Bühne bekommen. Neben der Jury hatten wir noch unsere AI namens Xiaomi, die auch ein Golden Ticket vergeben durfte. Sie hat das Werk Girl with a Pizza Dress von Jan Wölfel ausgezeichnet – eine Entscheidung, über die wir uns sehr gefreut haben.

Mike Brauner: "KI eröffnet neue Möglichkeiten des künstlerischen Ausdrucks" ((Foto: Falk von Traubenberg)
Viele sehen KI-generierte Kunst kritisch, weil sie auf bestehenden Daten basiert. Wie definierst Du in diesem Kontext künstlerische Originalität? Gibt es eine neue Form von Kreativität, die durch KI entsteht?
Die Debatte um Originalität in der AI-Kunst ist komplex und vielschichtig. Die Christie's Auktion Augmented Intelligence hat gezeigt, dass AI-Kunst zunehmend als ernstzunehmende Kunstform wahrgenommen wird, aber auch Kritik hervorruft. Viele argumentieren, dass die Werke nur von Algorithmen geschaffen wurden und daher keine echte künstlerische Handschrift hätten. Claire Silver, eine renommierte AI-Künstlerin, betont jedoch, dass künstlerische Originalität nicht allein in der manuellen Erschaffung eines Werkes liegt. Vielmehr geht es darum, wie Künstler:innen die AI-Technologie als Werkzeug nutzen, um ihre kreativen Visionen umzusetzen.
In diesem Kontext definieren wir Originalität in der AI-Kunst als den bewussten, individuellen Einsatz der Technologie durch die Künstlerin. Das umfasst die Auswahl und das Training der AI-Modelle, das Feintuning der Parameter, die Kuration der Ergebnisse und die Weiterentwicklung der generierten Werke. All diese Schritte erfordern künstlerische Entscheidungen und prägen die Einzigartigkeit des Endresultats. AI-Kunst ist somit keine rein mechanische Reproduktion, sondern ein Prozess, bei dem Künstler:innen die Technologie gezielt einsetzen, um ihre kreativen Ideen zu verwirklichen. Die AI fungiert dabei als leistungsfähiges Werkzeug, das neue Möglichkeiten des künstlerischen Ausdrucks eröffnet, aber stets unter der kreativen Kontrolle und Führung des Menschen steht.
Künstlerin erschafft fiktive Vergangenheiten
Welche Synergien zwischen Mensch und Maschine hast Du im Rahmen der Magazinproduktion oder bei den eingereichten Kunstwerken beobachtet? Gibt es Werke, die Dich besonders überrascht haben?
Die Synergien zwischen Menschen und Maschine in der Kunstproduktion sind oft tief bewegend. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel ist Kevin Eshericks Serie I’m With You. In dieser Arbeit nutzt Kevin generative AI, um das Bild seines verstorbenen Bruders zu rekonstruieren. Doch anstatt die Generierung bis zur Vollendung zu führen, bricht er den Prozess bewusst frühzeitig ab. Dadurch bleiben die Bilder verschwommen und schemenhaft – ein ästhetisches Mittel, das die schwindenden Erinnerungen an seinen Bruder symbolisiert. Diese unvollendeten Fragmente machen die Vergänglichkeit von Erinnerung greifbar und verleihen den Werken eine berührende, melancholische Tiefe.
Ein weiteres Beispiel ist die Arbeit der japanischen Künstlerin Emi Kusano, die im Interview darüber spricht, wie sie fiktive Vergangenheiten und Zukünfte erschafft. Ihre Werke wirken wie alternative Erinnerungen – imaginierte Momente, die dennoch emotional resonieren und den Betrachter in eine andere Realität ziehen. Solche Werke zeigen, dass AI-Kunst weit über technische Experimente hinausgeht. Sie eröffnet Dimensionen des künstlerischen Ausdrucks, indem sie das Unsichtbare sichtbar macht – sei es das Verblassen von Erinnerungen oder das Erschaffen von Momenten, die nie existierten. Es ist diese Fähigkeit, Emotionen auf neue Weise zu wecken und tiefgründige Geschichten zu erzählen, die den Dialog zwischen Mensch und Maschine so faszinierend macht.

Limitierte Auswahl im Magazin mit fokussiertem Blick
Das Magazin setzt bewusst auf eine physische, hochwertig gedruckte Ausgabe mit offener Fadenheftung. Warum ist Dir dieser Kontrast zur digitalen Entstehung der Kunstwerke wichtig?
Wir lieben diesen Spannungsbogen: Digitale Kunst in einem analogen, greifbaren Format zu präsentieren, verleiht ihr eine völlig neue Wertigkeit. Während Online-Plattformen eine unendliche Flut an Bildern zeigen, schafft die limitierte Auswahl im Magazin einen kuratierten, fokussierten Blick auf AI-Kunst – fast wie eine Zeitkapsel dieses Moments. Viele Leser:innen sagen uns, dass sie erst durch den hochwertigen Druck die wahre Kraft dieser Werke erkennen.
Ein besonderes Highlight ist, dass auch die KI mit dem Name „Xiaomi“ als Juror beteiligt war. Wie hat diese AI-Jury funktioniert, und wie hat sich deren Entscheidungen von denen menschlicher Experten unterschieden?
Xiaomi wurde speziell für diesen Auswahlprozess entwickelt, um ästhetische, kompositorische und stilistische Merkmale in den eingereichten Werken zu analysieren. Im Gegensatz zu menschlichen Juroren, die von persönlichen Vorlieben und kulturellen Referenzen beeinflusst sind, bewertete Xiaomi die Werke rein datenbasiert und nach formalen Kriterien. Xiaomi hat das Werk Girl with a Pizza Dress von Jan Wölfel mit einem Golden Ticket ausgezeichnet. Dieses Werk kombiniert – laut Xiaomi – auf originelle Weise die Eleganz eines Ballkleides mit den Texturen einer Pizza. Xiaomi begründet ihr Ergebnis damit, dass die Präzision, die warmen Farbtönen und die ausgewogene Komposition des Werks eine einzigartige Verbindung von Mode und Kulinarik schaffen. Jan war mit dieser Beschreibung sehr glücklich.

"AI-Kunst wird sich etablieren. Sie ist ein neues Medium"
Die Kombination aus Xiaomis datengetriebener Analyse und der menschlichen Intuition der anderen Juroren ermöglichte eine besonders vielfältige Auswahl an Kunstwerken. Wir fanden die Idee, einen AI-Juror Kunst bewerten zu lassen, die ebenfalls mit Hilfe von AI geschaffen wurde, sowohl spannend als auch herausfordernd. Dieses Experiment hat uns wertvolle Einblicke in die Möglichkeiten und Grenzen dieser Technologie gegeben. Wir sehen großes Potenzial in diesem Ansatz, möchten ihn weiterentwickeln und freuen uns schon darauf, zu sehen wie Baby Xiaomi etwas reifer wird.
KI-Kunst polarisiert – manche sehen sie als Demokratisierung des Kunstmarktes, andere als Bedrohung traditioneller Kunstformen. Wie siehst Du die Zukunft von KI-generierter Kunst in Museen, Galerien und im Kunsthandel?
Wir stehen an einem Wendepunkt. AI-Kunst wird sich zunehmend etablieren – sowohl in Museen als auch auf dem Kunstmarkt. Die aktuelle Entwicklung zeigt, dass große Auktionshäuser wie z.B. Christie’s mit Augmented Intelligence und Institutionen weltweit beginnen, AI-generierte Kunst eine größere Bühne zu geben. Auf der einen Seite ist KI eine Demokratisierung, weil sie neue kreative Werkzeuge zugänglich macht und Künstler:innen unabhängig von traditionellen Ausbildungswegen ihre Visionen umsetzen können. Auf der anderen Seite gibt es natürlich Widerstand – vor allem von jenen, die AI als Bedrohung für klassische künstlerische Praktiken sehen.
Grenzen überschreiten, neue Narrative schaffen
AI-Kunst ist nicht nur eine technologische Spielerei, sondern ein neues Medium, das Künstler:innen ermöglicht, Grenzen zu überschreiten, neue Narrative zu erschaffen und die Definition von Kunst zu hinterfragen. Wichtig ist, dass AI-Kunst nicht als Ersatz für traditionelle Kunstformen gesehen wird, sondern als Erweiterung. Der Kunstmarkt wird sich weiter diversifizieren, und wir stehen an der Schwelle zu einer neuen Ära, in der Kuration und Kontext entscheidender denn je sind. Unser Magazin versteht sich als Plattform für diese Entwicklungen – ein Ort, an dem wir die Diskussion über Ästhetik, Autorschaft und den Wert von AI-generierter Kunst aktiv mitgestalten.

Keine simple Reproduktion, sondern ein hybrider Prozess zwischen Mensch und Maschine
Gibt es eigentlich Gegenwind aus der klassischen Kunstszene? Wie gehst Du mit Vorbehalten um, dass KI-Kunst keine „echte“ Kunst sei?
Ja, es gibt Skepsis – aber das ist nichts Neues. Jede neue Kunstform hat in ihrer Anfangszeit mit Vorurteilen zu kämpfen. Fotografie wurde anfangs nicht als Kunst anerkannt, genauso wie digitale Kunst oder Street Art. Unsere Herangehensweise ist, den Dialog zu suchen, statt die Debatte zu polarisieren. Wenn Menschen AI-generierte Werke als hochwertige Drucke oder Installationen sehen, verändert sich oft ihre Wahrnehmung. Deshalb ist es uns wichtig, AI-Kunst nicht nur online zu zeigen, sondern sie in Ausstellungen und Magazinen physisch erfahrbar zu machen. Zudem vergessen viele Kritiker, dass AI nur ein Werkzeug ist – die kreative Entscheidung liegt immer noch beim Menschen. AI-Kunst ist keine simple Reproduktion, sondern ein neuer, hybrider Prozess zwischen Menschen und Maschine.
Online-Datenbank ergänzt Magazin
Wie soll sich The AI Art Magazine weiterentwickeln? Gibt es schon Pläne für eine zweite Ausgabe oder neue Formate wie interaktive digitale Versionen?
Definitiv! Die zweite Ausgabe ist bereits in Arbeit. Wir arbeiten gerade am finalen Zeitplan und werden den nächsten Open Call über unsere Social Media Accounts und unseren Newsletter ankündigen. Zusätzlich entwickeln wir eine Online-Datenbank, um Werke über das Magazin hinaus sichtbar zu machen. Wir haben über 300 Einsendungen aus 40 Ländern erhalten – viel mehr, als wir in der ersten Ausgabe zeigen konnten. Diese Plattform wird ein Raum sein, in dem sich Künstler:innen langfristig präsentieren können.
Parallel dazu führen wir die Global Fusion Tour fort: Nach dem erfolgreichen Auftakt in Hamburg stehen Tokio und Mexiko-Stadt als nächste Stationen auf dem Programm. Unser Ziel ist es, nicht nur ein Printmagazin, sondern eine wachsende Community für AI-Kunst aufzubauen – sowohl digital als auch in der realen Welt. Das Magazin ist für uns etwas ganz Besonderes. So viele großartige Menschen haben mit außergewöhnlichem Engagement, Hingabe und Leidenschaft daran gearbeitet. Wir sind unglaublich dankbar, mit inspirierenden Menschen aus der ganzen Welt dieses Projekt realisieren zu können.
Interview: Helmut van Rinsum
Mike Brauner ist Unternehmer und Creative Technologist aus Hamburg. Er entwickelt digitale Lösungen an der Schnittstelle von Technologie, Innovation und künstlicher Intelligenz. Als Co-Founder des Kreativstudios polardots.studio unterstützt er Unternehmen bei Transformationsprozessen. Darüber hinaus hat er The AI Art Magazine mit ins Leben gerufen.
Mike, Dein Magazin steht an der Schnittstelle von Kunst und künstlicher Intelligenz. Was war der entscheidende Moment, The AI Art Magazine ins Leben zu rufen?
Wir befinden uns in einer Zeit, in der AI als kreatives Werkzeug völlig neue Möglichkeiten eröffnet – aber auch viele Fragen aufwirft. Christoph Grünberger, der sich als Designer und Autor (The Age of Data) intensiv mit dem kreativen Potenzial von Algorithmen beschäftigt, spielte eine zentrale Rolle in dieser Idee. Unser Ziel ist es, nicht nur eine Plattform für diese Kunstform zu schaffen, sondern auch eine Diskussion darüber anzustoßen, wie sich Kreativität durch AI verändert. Wir wollten einen greifbaren Raum für diesen Dialog schaffen – als Momentaufnahme einer neuen Ära, die wir aktiv mitgestalten.
Die erste Ausgabe enthält 50 Werke, darunter 11 „Goldene Tickets“. War an dem Auswahlprozess auch KI beteiligt?
Die Auswahl war ein unglaublich spannender und bereichernder Prozess. Wir hatten eine internationale Jury, bestehend aus: Adriana Mora, Boris Eldagsen, David Carson, Grit Wolany, Götz Ulmer, Hannah Johnson, Ingo Faeks, Liri Argov, Sara Giusto, Vivien Schulze. Diese Jury hat die Werke nach zwei Hauptkriterien bewertet: handwerkliche Qualität und künstlerische Schöpfung. Besonders interessant war der Austausch zwischen den Jury-Mitgliedern, die alle unterschiedliche Hintergründe mitbrachten.
KI-Jurorin vergab Golden Ticket
Eine Besonderheit war das Golden Ticket: Jede:r Juror:in hatte die Möglichkeit, unabhängig von der Gruppenentscheidung ein Werk direkt auszuzeichnen. So konnten wir sicherstellen, dass auch außergewöhnliche und vielleicht kontroverse Werke eine Bühne bekommen. Neben der Jury hatten wir noch unsere AI namens Xiaomi, die auch ein Golden Ticket vergeben durfte. Sie hat das Werk Girl with a Pizza Dress von Jan Wölfel ausgezeichnet – eine Entscheidung, über die wir uns sehr gefreut haben.

Mike Brauner: "KI eröffnet neue Möglichkeiten des künstlerischen Ausdrucks" ((Foto: Falk von Traubenberg)
Viele sehen KI-generierte Kunst kritisch, weil sie auf bestehenden Daten basiert. Wie definierst Du in diesem Kontext künstlerische Originalität? Gibt es eine neue Form von Kreativität, die durch KI entsteht?
Die Debatte um Originalität in der AI-Kunst ist komplex und vielschichtig. Die Christie's Auktion Augmented Intelligence hat gezeigt, dass AI-Kunst zunehmend als ernstzunehmende Kunstform wahrgenommen wird, aber auch Kritik hervorruft. Viele argumentieren, dass die Werke nur von Algorithmen geschaffen wurden und daher keine echte künstlerische Handschrift hätten. Claire Silver, eine renommierte AI-Künstlerin, betont jedoch, dass künstlerische Originalität nicht allein in der manuellen Erschaffung eines Werkes liegt. Vielmehr geht es darum, wie Künstler:innen die AI-Technologie als Werkzeug nutzen, um ihre kreativen Visionen umzusetzen.
In diesem Kontext definieren wir Originalität in der AI-Kunst als den bewussten, individuellen Einsatz der Technologie durch die Künstlerin. Das umfasst die Auswahl und das Training der AI-Modelle, das Feintuning der Parameter, die Kuration der Ergebnisse und die Weiterentwicklung der generierten Werke. All diese Schritte erfordern künstlerische Entscheidungen und prägen die Einzigartigkeit des Endresultats. AI-Kunst ist somit keine rein mechanische Reproduktion, sondern ein Prozess, bei dem Künstler:innen die Technologie gezielt einsetzen, um ihre kreativen Ideen zu verwirklichen. Die AI fungiert dabei als leistungsfähiges Werkzeug, das neue Möglichkeiten des künstlerischen Ausdrucks eröffnet, aber stets unter der kreativen Kontrolle und Führung des Menschen steht.
Künstlerin erschafft fiktive Vergangenheiten
Welche Synergien zwischen Mensch und Maschine hast Du im Rahmen der Magazinproduktion oder bei den eingereichten Kunstwerken beobachtet? Gibt es Werke, die Dich besonders überrascht haben?
Die Synergien zwischen Menschen und Maschine in der Kunstproduktion sind oft tief bewegend. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel ist Kevin Eshericks Serie I’m With You. In dieser Arbeit nutzt Kevin generative AI, um das Bild seines verstorbenen Bruders zu rekonstruieren. Doch anstatt die Generierung bis zur Vollendung zu führen, bricht er den Prozess bewusst frühzeitig ab. Dadurch bleiben die Bilder verschwommen und schemenhaft – ein ästhetisches Mittel, das die schwindenden Erinnerungen an seinen Bruder symbolisiert. Diese unvollendeten Fragmente machen die Vergänglichkeit von Erinnerung greifbar und verleihen den Werken eine berührende, melancholische Tiefe.
Ein weiteres Beispiel ist die Arbeit der japanischen Künstlerin Emi Kusano, die im Interview darüber spricht, wie sie fiktive Vergangenheiten und Zukünfte erschafft. Ihre Werke wirken wie alternative Erinnerungen – imaginierte Momente, die dennoch emotional resonieren und den Betrachter in eine andere Realität ziehen. Solche Werke zeigen, dass AI-Kunst weit über technische Experimente hinausgeht. Sie eröffnet Dimensionen des künstlerischen Ausdrucks, indem sie das Unsichtbare sichtbar macht – sei es das Verblassen von Erinnerungen oder das Erschaffen von Momenten, die nie existierten. Es ist diese Fähigkeit, Emotionen auf neue Weise zu wecken und tiefgründige Geschichten zu erzählen, die den Dialog zwischen Mensch und Maschine so faszinierend macht.

Limitierte Auswahl im Magazin mit fokussiertem Blick
Das Magazin setzt bewusst auf eine physische, hochwertig gedruckte Ausgabe mit offener Fadenheftung. Warum ist Dir dieser Kontrast zur digitalen Entstehung der Kunstwerke wichtig?
Wir lieben diesen Spannungsbogen: Digitale Kunst in einem analogen, greifbaren Format zu präsentieren, verleiht ihr eine völlig neue Wertigkeit. Während Online-Plattformen eine unendliche Flut an Bildern zeigen, schafft die limitierte Auswahl im Magazin einen kuratierten, fokussierten Blick auf AI-Kunst – fast wie eine Zeitkapsel dieses Moments. Viele Leser:innen sagen uns, dass sie erst durch den hochwertigen Druck die wahre Kraft dieser Werke erkennen.
Ein besonderes Highlight ist, dass auch die KI mit dem Name „Xiaomi“ als Juror beteiligt war. Wie hat diese AI-Jury funktioniert, und wie hat sich deren Entscheidungen von denen menschlicher Experten unterschieden?
Xiaomi wurde speziell für diesen Auswahlprozess entwickelt, um ästhetische, kompositorische und stilistische Merkmale in den eingereichten Werken zu analysieren. Im Gegensatz zu menschlichen Juroren, die von persönlichen Vorlieben und kulturellen Referenzen beeinflusst sind, bewertete Xiaomi die Werke rein datenbasiert und nach formalen Kriterien. Xiaomi hat das Werk Girl with a Pizza Dress von Jan Wölfel mit einem Golden Ticket ausgezeichnet. Dieses Werk kombiniert – laut Xiaomi – auf originelle Weise die Eleganz eines Ballkleides mit den Texturen einer Pizza. Xiaomi begründet ihr Ergebnis damit, dass die Präzision, die warmen Farbtönen und die ausgewogene Komposition des Werks eine einzigartige Verbindung von Mode und Kulinarik schaffen. Jan war mit dieser Beschreibung sehr glücklich.

"AI-Kunst wird sich etablieren. Sie ist ein neues Medium"
Die Kombination aus Xiaomis datengetriebener Analyse und der menschlichen Intuition der anderen Juroren ermöglichte eine besonders vielfältige Auswahl an Kunstwerken. Wir fanden die Idee, einen AI-Juror Kunst bewerten zu lassen, die ebenfalls mit Hilfe von AI geschaffen wurde, sowohl spannend als auch herausfordernd. Dieses Experiment hat uns wertvolle Einblicke in die Möglichkeiten und Grenzen dieser Technologie gegeben. Wir sehen großes Potenzial in diesem Ansatz, möchten ihn weiterentwickeln und freuen uns schon darauf, zu sehen wie Baby Xiaomi etwas reifer wird.
KI-Kunst polarisiert – manche sehen sie als Demokratisierung des Kunstmarktes, andere als Bedrohung traditioneller Kunstformen. Wie siehst Du die Zukunft von KI-generierter Kunst in Museen, Galerien und im Kunsthandel?
Wir stehen an einem Wendepunkt. AI-Kunst wird sich zunehmend etablieren – sowohl in Museen als auch auf dem Kunstmarkt. Die aktuelle Entwicklung zeigt, dass große Auktionshäuser wie z.B. Christie’s mit Augmented Intelligence und Institutionen weltweit beginnen, AI-generierte Kunst eine größere Bühne zu geben. Auf der einen Seite ist KI eine Demokratisierung, weil sie neue kreative Werkzeuge zugänglich macht und Künstler:innen unabhängig von traditionellen Ausbildungswegen ihre Visionen umsetzen können. Auf der anderen Seite gibt es natürlich Widerstand – vor allem von jenen, die AI als Bedrohung für klassische künstlerische Praktiken sehen.
Grenzen überschreiten, neue Narrative schaffen
AI-Kunst ist nicht nur eine technologische Spielerei, sondern ein neues Medium, das Künstler:innen ermöglicht, Grenzen zu überschreiten, neue Narrative zu erschaffen und die Definition von Kunst zu hinterfragen. Wichtig ist, dass AI-Kunst nicht als Ersatz für traditionelle Kunstformen gesehen wird, sondern als Erweiterung. Der Kunstmarkt wird sich weiter diversifizieren, und wir stehen an der Schwelle zu einer neuen Ära, in der Kuration und Kontext entscheidender denn je sind. Unser Magazin versteht sich als Plattform für diese Entwicklungen – ein Ort, an dem wir die Diskussion über Ästhetik, Autorschaft und den Wert von AI-generierter Kunst aktiv mitgestalten.

Keine simple Reproduktion, sondern ein hybrider Prozess zwischen Mensch und Maschine
Gibt es eigentlich Gegenwind aus der klassischen Kunstszene? Wie gehst Du mit Vorbehalten um, dass KI-Kunst keine „echte“ Kunst sei?
Ja, es gibt Skepsis – aber das ist nichts Neues. Jede neue Kunstform hat in ihrer Anfangszeit mit Vorurteilen zu kämpfen. Fotografie wurde anfangs nicht als Kunst anerkannt, genauso wie digitale Kunst oder Street Art. Unsere Herangehensweise ist, den Dialog zu suchen, statt die Debatte zu polarisieren. Wenn Menschen AI-generierte Werke als hochwertige Drucke oder Installationen sehen, verändert sich oft ihre Wahrnehmung. Deshalb ist es uns wichtig, AI-Kunst nicht nur online zu zeigen, sondern sie in Ausstellungen und Magazinen physisch erfahrbar zu machen. Zudem vergessen viele Kritiker, dass AI nur ein Werkzeug ist – die kreative Entscheidung liegt immer noch beim Menschen. AI-Kunst ist keine simple Reproduktion, sondern ein neuer, hybrider Prozess zwischen Menschen und Maschine.
Online-Datenbank ergänzt Magazin
Wie soll sich The AI Art Magazine weiterentwickeln? Gibt es schon Pläne für eine zweite Ausgabe oder neue Formate wie interaktive digitale Versionen?
Definitiv! Die zweite Ausgabe ist bereits in Arbeit. Wir arbeiten gerade am finalen Zeitplan und werden den nächsten Open Call über unsere Social Media Accounts und unseren Newsletter ankündigen. Zusätzlich entwickeln wir eine Online-Datenbank, um Werke über das Magazin hinaus sichtbar zu machen. Wir haben über 300 Einsendungen aus 40 Ländern erhalten – viel mehr, als wir in der ersten Ausgabe zeigen konnten. Diese Plattform wird ein Raum sein, in dem sich Künstler:innen langfristig präsentieren können.
Parallel dazu führen wir die Global Fusion Tour fort: Nach dem erfolgreichen Auftakt in Hamburg stehen Tokio und Mexiko-Stadt als nächste Stationen auf dem Programm. Unser Ziel ist es, nicht nur ein Printmagazin, sondern eine wachsende Community für AI-Kunst aufzubauen – sowohl digital als auch in der realen Welt. Das Magazin ist für uns etwas ganz Besonderes. So viele großartige Menschen haben mit außergewöhnlichem Engagement, Hingabe und Leidenschaft daran gearbeitet. Wir sind unglaublich dankbar, mit inspirierenden Menschen aus der ganzen Welt dieses Projekt realisieren zu können.
Interview: Helmut van Rinsum
Mike Brauner ist Unternehmer und Creative Technologist aus Hamburg. Er entwickelt digitale Lösungen an der Schnittstelle von Technologie, Innovation und künstlicher Intelligenz. Als Co-Founder des Kreativstudios polardots.studio unterstützt er Unternehmen bei Transformationsprozessen. Darüber hinaus hat er The AI Art Magazine mit ins Leben gerufen.
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