MWC 2019: KI bewegt die Mobile Branche

MWC 2019: Künstliche Intelligenz rüttelt gerade die Welt auf. Auch beim Mobile World Congress in Barcelona, der größten Mobile-Show der Welt, war KI ein heißes Thema. Viele Branchenexperten referierten über die Zukunft von KI, deren Chancen und Herausforderungen. Das Team des Mobile-Advertising-Spezialisten WeQ war bei den wichtigsten Podiumsdiskussionen dabei bei. Ein Gastbeitrag von Managing Director Sven Lubek.

Foto: Jay Benach, Adam Powers (erster und zweiter von links) sowie James Hilton (zweiter von rechts) bei der AI in Advertising Paneldiskussion auf dem MWC 2019. Quelle: WeQ Global Tech GmbH

Dass Algorithmen empfänglich für Vorurteile und alles außer unfehlbar sind, ist in letzter Zeit an vielen Beispielen deutlich geworden. Was tun die wichtigsten Player, um Algorithmen objektiver und verlässlicher zu machen? Wie können wir KI demokratisieren?

Laut Beth Smith, General Manager von IBM Watson, ist eine der wichtigsten Herausforderungen, die Voreingenommenheit des Algorithmus zu verstehen, um ihn dann automatisch zu entschärfen. Nur so kann man zum Beispiel einem Versicherungssachbearbeiter erklären, warum ein Kreditantrag von einem Algorithmus abgelehnt wurde und die Kunden vor Vorurteilen bezüglich Hautfarbe und Geschlecht bewahren.   

Eine zentrale Frage blieb auf dem MWC 2019 dennoch: Von wem wird entschieden, was genau ethisch korrekt und was fragwürdig ist? Nach Ansicht von Elena Ferson, Research Director Machine Intelligence & Automation bei Ericsson, bedeutet Demokratie, dass man den Menschen zuhört und ihnen erklärt, auf welcher Grundlage Entscheidungen getroffen werden. Deswegen ist es wichtig, dass alle, weil sie als Datenquelle für Algorithmen fungieren, in Zukunft mitreden dürfen. Außerdem plädierte Daniela Braga, Gründerin von Defined Crowd, für eine überstaatliche Organisation, die die Richtlinien in Sachen KI-Ethik entwickeln soll.

MWC 2019: „Fairtrade-KI“

Die Europäische Kommission geht hier vor: Derzeit arbeitet sie mit 52 Experten an einem großen Richtlinienrapport für europäische Unternehmen. Dieser soll dabei helfen, Europa mit einem menschenzentrierten Ansatz an die KI-Spitze zu stellen. Aber auch außerhalb der Politik entstehen innovative Initiativen. Die NGO Foundation for Responsible Robotics aus den Niederlanden entwickelt in Zusammenarbeit mit dem Berater Deloitte ein „Fairtrade-Label“ für KI. So wie beim Kaffee sollen die Verbraucher in Zukunft sofort wissen, ob ein Produkt den Richtlinien entspricht. Statt eine nachträgliche Überlegung zu sein, sollte Ethik in Zukunft der Ausgangspunkt für die Entwicklung neuer Algorithmen werden.

KI in der Werbebranche 

Auch die Werbebranche lasst KI nicht unberührt. Adam Powers, Chief Experience Officer von Tribal Worldwide, betonte, dass die Nutzung von KI zum einem das emotionale Engagement der Nutzer, zum anderen Conversions steigern könne. So arbeitet sein Unternehmen zum Beispiel mit einem Kunden in Indonesien zusammen, bei dem Tribal Worldwide mithilfe von Machine-Learning-Technologie prognostiziert, welche Produkte in welchen Regionen sich am besten verkaufen werden.

Aber auch gegen die Schattenseite der Werbeindustrie kann KI helfen. Laut James Hilton, CEO von M&C Saatchi Performance, werden bis 2025 Werbeeinahmen in hohe von 50 Milliarden US-Dollar an die organisierte Kriminalität durch Ad-Fraud zum Opfer fallen. Mit Hilfe von KI kann man gegen Fraudster zielgerichteter und effizienter vorgehen. Das macht zum Beispiel Jay Benach mit seinem Unternehmen White Ops. Dank Machine Learning hat er eine fortschrittliche Lösung entwickelt, die in weniger als zehn Millisekunden entscheidet, ob es sich um einen Bot oder einen Menschen handelt, der mit Werbung interagiert. 

Von der Friseurin zur KI-Expertin

Massenarbeitslosigkeit durch KI ist eines der am weitesten verbreiteten Schreckensbilder unserer Zeit. Ist diese Angst gerechtfertigt? Wie realistisch sind Umschulungsmaßnahmen bei ganzen Abteilungen, war eine der Fragen auf dem MWC 2019? David Leaser, Senior Program Executive, Innovation & Growth Initiatives bei IBM, erklärt, dass wir uns in Zukunft gegen den Jobverlust wehren können, indem wir eine neue Reihe von Fähigkeiten erwerben, die nicht durch Roboter übernommen werden können. Wichtige Beispiele sind Kreativität, emotionale Intelligenz, kritisches Denken und Führungsfähigkeiten.

Auch schulen viele Unternehmen, darunter IBM und Turkcell, die größte Mobilfunkgesellschaft der Türkei, ihre Mitarbeiter zu KI-Entwicklern um. Laut Serkan Ozturk, EVP Customer Experience & Information Technologies des Mobilfunkkonzerns, klingt das einschüchternder, als es in Wirklichkeit ist. „Eine Mitarbeiterin war früher Friseurin und wurde innerhalb von zwei Jahren KI-Expertin“, erklärt er. 

Auch Leya Seka, EVP & GM Mobile bei Salesforce, glaubt, dass übertrieben Angst geschürt wird: „Künstliche Intelligenz ist für uns beängstigend, weil Hollywood das Thema an sich gerissen und uns eine zerstörte, von Robotern regierte Welt gezeigt hat. Das ist nicht das Szenario, worüber wir sprechen. Wir wollen unsere Arbeit einfacher und besser machen.“

Sven Lubek ist Managing Director des Mobile-Advertising-Spezialisten WeQ. Dort kümmert er sich um die Weiterentwicklung der Inhouse-Werbetechnologien sowie um neue Mobile-Advertising-Produkte für Performance- und Branding-Kampagnen. Lubek verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung im Aufbau und in der Leitung von Digital- und Mobile-Marketing-Unternehmen. In seiner Laufbahn als Serial Entrepreneur hat er bereits über 25 Unternehmen aus 15 verschiedenen Branchen gegründet. Darunter WeQ, Browsergames, The ADEX und Onlineversicherung.de. (Foto: Anna Wasilewski)