Karen Ng: „Mit KI können wir hyperpersonalisieren“
Karen Ng: „Mit KI können wir hyperpersonalisieren“
Interview
5 Minuten
31.10.2025



Ob Smart CRM, personalisierte Agenten oder neue Tools für die Sichtbarkeit in LLMs: HubSpot hat in San Francisco fast 200 Produktneuheiten vorgestellt. Im Zentrum steht ein neuer Denkansatz – das sogenannte Loop Marketing. Im Gespräch erklärt Karen Ng, EVP Product, was hinter dem Konzept steckt, welche Rolle KI dabei spielt und warum der Einstieg in die Customer Journey heute oft ganz woanders beginnt als früher.
Auf der Konferenz Inbound in San Francisco hat HubSpot fast 200 neue Produkte vorgestellt. War die Pipeline jemals so voll?
Ich weiß nicht, ob sie jemals so voll war. Sicher ist, dass wir in den letzten Jahren an unglaublich vielen Dingen gearbeitet haben, die jetzt reif für den Markt sind. Gleichzeitig achten wir sehr genau darauf, was gerade in unserer Branche passiert. Die Resonanz unserer Kunden ist enorm. Sie sind begeistert von unseren Innovationen wie Smart CRM, Data Hub, AI CBQ, den Custom Breeze Assistants, dem Marketing Studio oder AEO.
Warum so viele Innovationen auf einmal?
Wir innovieren ständig. Ich sage oft: Wir arbeiten inzwischen im KI-Tempo. Wir befinden uns in einem Momentum und einer großen Disruption. Unsere Aufgabe ist es, Kunden zu helfen, diese Veränderungen zu meistern. Der Marketing-Funnel verändert sich, die Art, wie Unternehmen entdeckt werden, verändert sich. Unsere Mission ist, Unternehmen bei ihrem Wachstum zu unterstützen. Aber wir müssen antizipieren, wie Discovery künftig funktioniert und das in einfach nutzbare Produkte übersetzen.
Inbound Marketing verändert sich, HubSpot spricht jetzt vom „Loop Marketing“. Können Sie das erklären?
Loop Marketing ist ein dynamisches Playbook für das Zeitalter der KI. Es besteht aus vier Phasen: Express – also die Marke und den eigenen Stil klarer ausdrücken; Tailor – Botschaften personalisieren und über verschiedene Kanäle ausspielen; Amplify – Reichweite erhöhen und Evolve – sich kontinuierlich weiterentwickeln. Der Unterschied zum klassischen Funnel ist, dass es kein linearer Prozess mehr ist, der mit der Conversion endet. Loop ist dynamisch, immer im Fluss.
Botschaften zu personalisieren ist aber eigentlich nicht neu, oder?
Das stimmt, Personalisierung ist nicht neu. Neu ist die Dynamik: Mit KI können wir hyper-personalisieren. Ein Beispiel: Mit AI-gestützten E-Mails lässt sich aus einer einzigen Kampagne automatisch eine Botschaft für das Bildungssegment und eine für das Gesundheitswesen erstellen, personalisiert und relevant.
Hybride Teams aus Menschen und KI
Warum reicht klassisches Inbound heute nicht mehr aus?
Inbound hat weiterhin Bedeutung, etwa beim Erstellen wertvoller Inhalte auf Websites oder Landingpages. Aber der Einstiegspunkt hat sich verschoben. Früher begann vieles mit der Suchleiste. Heute starten Menschen mit Fragen an LLMs oder in Chats. Das bedeutet: Sie sind informierter, wenn sie mit Marken in Kontakt treten. Loop Marketing trägt dem Rechnung.
Wie beeinflusst diese Weiterentwicklung die Gesamtstrategie von HubSpot?
Inbound bleibt wichtig, weil es die Grundlage ist, um eine Marke zu zeigen und Inhalte zu schaffen. Aber der große Unterschied ist: Der Funnel endet nicht mit der Conversion. Kunden bleiben im Kreislauf – mit Nutzung, Support, Erneuerung. Deshalb entwickeln wir Produkte für den gesamten Lifecycle.
Welche neuen Produkte hat HubSpot speziell für Loop entwickelt?
Im Grunde alle. Damit Loop funktioniert, braucht es drei Dinge: erstens Daten. Mit Smart CRM und Data Hub schaffen wir die Grundlage, indem Daten angereichert und Silos aufgebrochen werden. Zweitens KI-gestützte Tools. Das Marketing Studio ermöglicht es, aus einem Content-Stück eine Multi-Channel-Strategie zu bauen – Social Media, Newsletter, Podcasts, Events. Drittens neue Features wie das AEO-Tool, das zeigt, wie eine Marke in LLMs sichtbar ist, oder AI Referrals, das den Ursprung von Traffic identifiziert. Auch unsere Agentenlösungen gehören dazu: Sie bilden hybride Teams aus Menschen und digitalen Assistenten.
Welche Probleme löst der neue Data Hub?
Vor allem das Problem isolierter Daten. Viele Kunden haben ihre Finanzdaten in einem System, Marketingkontakte in einem anderen und vieles in Excel-Sheets. Der Data Hub bringt all das zusammen. Mit Data Studio gibt es zudem eine Art Daten-Spielwiese, um Quellen zu vereinen, aufzubereiten und nutzbar zu machen. Wichtig ist auch die Datenbereinigung: Dubletten erkennen, Formate vereinheitlichen, fehlende Werte ergänzen, Anreicherung vornehmen. So entstehen Datensätze, die sich für Kampagnen oder Zielgruppenanalysen nutzen lassen.
"Wir glauben an ein offenes Ökosystem"
Viele Innovationen sind noch in der Betaphase. Sollen Unternehmen lieber warten oder sofort testen?
Das hängt von der Branche ab. Manche müssen sich eher konservativer verhalten. Aber wir leben in einer Phase der Disruption. Wer heute noch einen mehrjährigen SEO-Plan macht, übersieht, dass AEO längst Realität ist. Die Sichtbarkeit in neuen Kanälen verändert sich täglich. Deshalb rate ich: ausprobieren und lernen.
Wie viel Kundenfeedback fließt in die Produktentwicklung?
Sehr viel. Wir starten mit privaten Betas, in denen Kunden eng mit uns zusammenarbeiten. Dann folgen Alpha, Public Beta und General Availability. In jeder Phase holen wir Feedback ein – qualitativ und quantitativ, über Umfragen, Benchmarks, Advisory Boards und Ticket-Systeme.
HubSpot positioniert sich als integrierte Plattform. Welche Rolle spielt sie im MarTech-Stack?
Für viele Go-to-Market-Teams sind wir die zentrale Quelle. Gleichzeitig glauben wir an ein offenes Ökosystem. Deshalb investieren wir in APIs, Integrationen und Marktplätze. HubSpot soll das Gravitationszentrum sein – mit eigenen Agenten, aber offen für Partner und Drittlösungen.
Der Breeze Marketplace öffnet sich für Drittanbieter. Wird HubSpot zu einem MarTech-Ökosystem?
Wir haben schon heute App- und Template-Marktplätze. Mit Breeze wird daraus ein noch größeres Ökosystem, in dem auch Drittanbieter-Agents eine Rolle spielen. Ja, ich glaube, es entwickelt sich in diese Richtung.
HubSpot wächst stark im Enterprise-Segment. Welche Produktentscheidungen sind dafür entscheidend?
Wir brauchen keine völlig neuen Produkte, sondern Funktionen, die komplexe Anforderungen abdecken: Sandboxes für Tests, granulare Berechtigungen, Multi-Currency, Zeitzonen, Multi-Accounts. All das haben wir im Smart CRM bereits umgesetzt. Damit adressieren wir die Bedürfnisse globaler Teams und wachsen zunehmend im Enterprise-Bereich – schneller als im unteren Segment.
Wichtig sind Räume für Experimente
Auf der Inbound in San Francisco war oft von hybriden Teams die Rede, der Zusammenarbeit von Mensch und KI.
Viele denken bei Agenten sofort an Autonomie. Wir sehen sie als digitale Teammitglieder. Das heißt: Es gibt immer einen Menschen „in the loop“. Ein Prospecting Agent etwa hat klare Leitplanken, die man einstellen kann. Damit geht er nie über das hinaus, was gewünscht ist. Wir glauben fest an hybride Teams, in denen KI unterstützt, aber nicht ersetzt. Und wie bei neuen Mitarbeitern muss man auch Agenten onboarden – mit Rollen, Leitfäden und Regeln.
Können Sie einen Ausblick geben, welche Produkte als Nächstes kommen?
Man kann mit weiteren Innovationen rund um Discovery rechnen – also wie Marken in neuen Quellen sichtbar werden. Außerdem beobachten wir die Content-Creation-Szene sehr genau und entwickeln neue Tools, die Marketer unterstützen. Details verrate ich noch nicht, aber im Frühjahr beim Spotlight-Event gibt es mehr.
Bleibt das Innovationstempo so hoch?
Ja, für eine Weile. Verglichen mit der mobilen Disruption nach Einführung der App Stores geht es sogar schneller. Co-Piloten und Agenten entwickeln sich rasant weiter – von einfachen Tools zu komplexen Multi-Agent-Systemen mit Orchestrierung. Das eröffnet ganz neue Möglichkeiten.
Und was steht ganz oben auf Ihrer persönlichen To-do-Liste?
Für mich geht es darum, wie wir uns als Organisation weiter entwickelln. Die Geschwindigkeit der Innovation verändert nicht nur unsere Produkte, sondern auch unsere Arbeitsweise. Wir müssen Räume schaffen, in denen Teams mit KI-Tools experimentieren können. Ich sage meinen Leuten oft: Wenn der Boden unter dir wankt, musst du so bauen, dass du flexibel bleibst. Adaptivität ist das Wichtigste.
Interview: Helmut van Rinsum
Karen Ng ist Executive Vice President Product bei HubSpot. Sie ist für die Produktstrategie verantwortlich und arbeitet mit ihrem Team an der Weiterentwicklung der Plattform – insbesondere in den Bereichen Dateninfrastruktur, CRM und KI. Vor ihrem Wechsel zu HubSpot war sie bei dem Start-up Common Room sowie bei Google und Microsoft in führenden Produkt- und Engineering-Rollen tätig. Ng gehört zum Führungsteam von HubSpot und hat am MIT studiert.
Auf der Konferenz Inbound in San Francisco hat HubSpot fast 200 neue Produkte vorgestellt. War die Pipeline jemals so voll?
Ich weiß nicht, ob sie jemals so voll war. Sicher ist, dass wir in den letzten Jahren an unglaublich vielen Dingen gearbeitet haben, die jetzt reif für den Markt sind. Gleichzeitig achten wir sehr genau darauf, was gerade in unserer Branche passiert. Die Resonanz unserer Kunden ist enorm. Sie sind begeistert von unseren Innovationen wie Smart CRM, Data Hub, AI CBQ, den Custom Breeze Assistants, dem Marketing Studio oder AEO.
Warum so viele Innovationen auf einmal?
Wir innovieren ständig. Ich sage oft: Wir arbeiten inzwischen im KI-Tempo. Wir befinden uns in einem Momentum und einer großen Disruption. Unsere Aufgabe ist es, Kunden zu helfen, diese Veränderungen zu meistern. Der Marketing-Funnel verändert sich, die Art, wie Unternehmen entdeckt werden, verändert sich. Unsere Mission ist, Unternehmen bei ihrem Wachstum zu unterstützen. Aber wir müssen antizipieren, wie Discovery künftig funktioniert und das in einfach nutzbare Produkte übersetzen.
Inbound Marketing verändert sich, HubSpot spricht jetzt vom „Loop Marketing“. Können Sie das erklären?
Loop Marketing ist ein dynamisches Playbook für das Zeitalter der KI. Es besteht aus vier Phasen: Express – also die Marke und den eigenen Stil klarer ausdrücken; Tailor – Botschaften personalisieren und über verschiedene Kanäle ausspielen; Amplify – Reichweite erhöhen und Evolve – sich kontinuierlich weiterentwickeln. Der Unterschied zum klassischen Funnel ist, dass es kein linearer Prozess mehr ist, der mit der Conversion endet. Loop ist dynamisch, immer im Fluss.
Botschaften zu personalisieren ist aber eigentlich nicht neu, oder?
Das stimmt, Personalisierung ist nicht neu. Neu ist die Dynamik: Mit KI können wir hyper-personalisieren. Ein Beispiel: Mit AI-gestützten E-Mails lässt sich aus einer einzigen Kampagne automatisch eine Botschaft für das Bildungssegment und eine für das Gesundheitswesen erstellen, personalisiert und relevant.
Hybride Teams aus Menschen und KI
Warum reicht klassisches Inbound heute nicht mehr aus?
Inbound hat weiterhin Bedeutung, etwa beim Erstellen wertvoller Inhalte auf Websites oder Landingpages. Aber der Einstiegspunkt hat sich verschoben. Früher begann vieles mit der Suchleiste. Heute starten Menschen mit Fragen an LLMs oder in Chats. Das bedeutet: Sie sind informierter, wenn sie mit Marken in Kontakt treten. Loop Marketing trägt dem Rechnung.
Wie beeinflusst diese Weiterentwicklung die Gesamtstrategie von HubSpot?
Inbound bleibt wichtig, weil es die Grundlage ist, um eine Marke zu zeigen und Inhalte zu schaffen. Aber der große Unterschied ist: Der Funnel endet nicht mit der Conversion. Kunden bleiben im Kreislauf – mit Nutzung, Support, Erneuerung. Deshalb entwickeln wir Produkte für den gesamten Lifecycle.
Welche neuen Produkte hat HubSpot speziell für Loop entwickelt?
Im Grunde alle. Damit Loop funktioniert, braucht es drei Dinge: erstens Daten. Mit Smart CRM und Data Hub schaffen wir die Grundlage, indem Daten angereichert und Silos aufgebrochen werden. Zweitens KI-gestützte Tools. Das Marketing Studio ermöglicht es, aus einem Content-Stück eine Multi-Channel-Strategie zu bauen – Social Media, Newsletter, Podcasts, Events. Drittens neue Features wie das AEO-Tool, das zeigt, wie eine Marke in LLMs sichtbar ist, oder AI Referrals, das den Ursprung von Traffic identifiziert. Auch unsere Agentenlösungen gehören dazu: Sie bilden hybride Teams aus Menschen und digitalen Assistenten.
Welche Probleme löst der neue Data Hub?
Vor allem das Problem isolierter Daten. Viele Kunden haben ihre Finanzdaten in einem System, Marketingkontakte in einem anderen und vieles in Excel-Sheets. Der Data Hub bringt all das zusammen. Mit Data Studio gibt es zudem eine Art Daten-Spielwiese, um Quellen zu vereinen, aufzubereiten und nutzbar zu machen. Wichtig ist auch die Datenbereinigung: Dubletten erkennen, Formate vereinheitlichen, fehlende Werte ergänzen, Anreicherung vornehmen. So entstehen Datensätze, die sich für Kampagnen oder Zielgruppenanalysen nutzen lassen.
"Wir glauben an ein offenes Ökosystem"
Viele Innovationen sind noch in der Betaphase. Sollen Unternehmen lieber warten oder sofort testen?
Das hängt von der Branche ab. Manche müssen sich eher konservativer verhalten. Aber wir leben in einer Phase der Disruption. Wer heute noch einen mehrjährigen SEO-Plan macht, übersieht, dass AEO längst Realität ist. Die Sichtbarkeit in neuen Kanälen verändert sich täglich. Deshalb rate ich: ausprobieren und lernen.
Wie viel Kundenfeedback fließt in die Produktentwicklung?
Sehr viel. Wir starten mit privaten Betas, in denen Kunden eng mit uns zusammenarbeiten. Dann folgen Alpha, Public Beta und General Availability. In jeder Phase holen wir Feedback ein – qualitativ und quantitativ, über Umfragen, Benchmarks, Advisory Boards und Ticket-Systeme.
HubSpot positioniert sich als integrierte Plattform. Welche Rolle spielt sie im MarTech-Stack?
Für viele Go-to-Market-Teams sind wir die zentrale Quelle. Gleichzeitig glauben wir an ein offenes Ökosystem. Deshalb investieren wir in APIs, Integrationen und Marktplätze. HubSpot soll das Gravitationszentrum sein – mit eigenen Agenten, aber offen für Partner und Drittlösungen.
Der Breeze Marketplace öffnet sich für Drittanbieter. Wird HubSpot zu einem MarTech-Ökosystem?
Wir haben schon heute App- und Template-Marktplätze. Mit Breeze wird daraus ein noch größeres Ökosystem, in dem auch Drittanbieter-Agents eine Rolle spielen. Ja, ich glaube, es entwickelt sich in diese Richtung.
HubSpot wächst stark im Enterprise-Segment. Welche Produktentscheidungen sind dafür entscheidend?
Wir brauchen keine völlig neuen Produkte, sondern Funktionen, die komplexe Anforderungen abdecken: Sandboxes für Tests, granulare Berechtigungen, Multi-Currency, Zeitzonen, Multi-Accounts. All das haben wir im Smart CRM bereits umgesetzt. Damit adressieren wir die Bedürfnisse globaler Teams und wachsen zunehmend im Enterprise-Bereich – schneller als im unteren Segment.
Wichtig sind Räume für Experimente
Auf der Inbound in San Francisco war oft von hybriden Teams die Rede, der Zusammenarbeit von Mensch und KI.
Viele denken bei Agenten sofort an Autonomie. Wir sehen sie als digitale Teammitglieder. Das heißt: Es gibt immer einen Menschen „in the loop“. Ein Prospecting Agent etwa hat klare Leitplanken, die man einstellen kann. Damit geht er nie über das hinaus, was gewünscht ist. Wir glauben fest an hybride Teams, in denen KI unterstützt, aber nicht ersetzt. Und wie bei neuen Mitarbeitern muss man auch Agenten onboarden – mit Rollen, Leitfäden und Regeln.
Können Sie einen Ausblick geben, welche Produkte als Nächstes kommen?
Man kann mit weiteren Innovationen rund um Discovery rechnen – also wie Marken in neuen Quellen sichtbar werden. Außerdem beobachten wir die Content-Creation-Szene sehr genau und entwickeln neue Tools, die Marketer unterstützen. Details verrate ich noch nicht, aber im Frühjahr beim Spotlight-Event gibt es mehr.
Bleibt das Innovationstempo so hoch?
Ja, für eine Weile. Verglichen mit der mobilen Disruption nach Einführung der App Stores geht es sogar schneller. Co-Piloten und Agenten entwickeln sich rasant weiter – von einfachen Tools zu komplexen Multi-Agent-Systemen mit Orchestrierung. Das eröffnet ganz neue Möglichkeiten.
Und was steht ganz oben auf Ihrer persönlichen To-do-Liste?
Für mich geht es darum, wie wir uns als Organisation weiter entwickelln. Die Geschwindigkeit der Innovation verändert nicht nur unsere Produkte, sondern auch unsere Arbeitsweise. Wir müssen Räume schaffen, in denen Teams mit KI-Tools experimentieren können. Ich sage meinen Leuten oft: Wenn der Boden unter dir wankt, musst du so bauen, dass du flexibel bleibst. Adaptivität ist das Wichtigste.
Interview: Helmut van Rinsum
Karen Ng ist Executive Vice President Product bei HubSpot. Sie ist für die Produktstrategie verantwortlich und arbeitet mit ihrem Team an der Weiterentwicklung der Plattform – insbesondere in den Bereichen Dateninfrastruktur, CRM und KI. Vor ihrem Wechsel zu HubSpot war sie bei dem Start-up Common Room sowie bei Google und Microsoft in führenden Produkt- und Engineering-Rollen tätig. Ng gehört zum Führungsteam von HubSpot und hat am MIT studiert.
Auf der Konferenz Inbound in San Francisco hat HubSpot fast 200 neue Produkte vorgestellt. War die Pipeline jemals so voll?
Ich weiß nicht, ob sie jemals so voll war. Sicher ist, dass wir in den letzten Jahren an unglaublich vielen Dingen gearbeitet haben, die jetzt reif für den Markt sind. Gleichzeitig achten wir sehr genau darauf, was gerade in unserer Branche passiert. Die Resonanz unserer Kunden ist enorm. Sie sind begeistert von unseren Innovationen wie Smart CRM, Data Hub, AI CBQ, den Custom Breeze Assistants, dem Marketing Studio oder AEO.
Warum so viele Innovationen auf einmal?
Wir innovieren ständig. Ich sage oft: Wir arbeiten inzwischen im KI-Tempo. Wir befinden uns in einem Momentum und einer großen Disruption. Unsere Aufgabe ist es, Kunden zu helfen, diese Veränderungen zu meistern. Der Marketing-Funnel verändert sich, die Art, wie Unternehmen entdeckt werden, verändert sich. Unsere Mission ist, Unternehmen bei ihrem Wachstum zu unterstützen. Aber wir müssen antizipieren, wie Discovery künftig funktioniert und das in einfach nutzbare Produkte übersetzen.
Inbound Marketing verändert sich, HubSpot spricht jetzt vom „Loop Marketing“. Können Sie das erklären?
Loop Marketing ist ein dynamisches Playbook für das Zeitalter der KI. Es besteht aus vier Phasen: Express – also die Marke und den eigenen Stil klarer ausdrücken; Tailor – Botschaften personalisieren und über verschiedene Kanäle ausspielen; Amplify – Reichweite erhöhen und Evolve – sich kontinuierlich weiterentwickeln. Der Unterschied zum klassischen Funnel ist, dass es kein linearer Prozess mehr ist, der mit der Conversion endet. Loop ist dynamisch, immer im Fluss.
Botschaften zu personalisieren ist aber eigentlich nicht neu, oder?
Das stimmt, Personalisierung ist nicht neu. Neu ist die Dynamik: Mit KI können wir hyper-personalisieren. Ein Beispiel: Mit AI-gestützten E-Mails lässt sich aus einer einzigen Kampagne automatisch eine Botschaft für das Bildungssegment und eine für das Gesundheitswesen erstellen, personalisiert und relevant.
Hybride Teams aus Menschen und KI
Warum reicht klassisches Inbound heute nicht mehr aus?
Inbound hat weiterhin Bedeutung, etwa beim Erstellen wertvoller Inhalte auf Websites oder Landingpages. Aber der Einstiegspunkt hat sich verschoben. Früher begann vieles mit der Suchleiste. Heute starten Menschen mit Fragen an LLMs oder in Chats. Das bedeutet: Sie sind informierter, wenn sie mit Marken in Kontakt treten. Loop Marketing trägt dem Rechnung.
Wie beeinflusst diese Weiterentwicklung die Gesamtstrategie von HubSpot?
Inbound bleibt wichtig, weil es die Grundlage ist, um eine Marke zu zeigen und Inhalte zu schaffen. Aber der große Unterschied ist: Der Funnel endet nicht mit der Conversion. Kunden bleiben im Kreislauf – mit Nutzung, Support, Erneuerung. Deshalb entwickeln wir Produkte für den gesamten Lifecycle.
Welche neuen Produkte hat HubSpot speziell für Loop entwickelt?
Im Grunde alle. Damit Loop funktioniert, braucht es drei Dinge: erstens Daten. Mit Smart CRM und Data Hub schaffen wir die Grundlage, indem Daten angereichert und Silos aufgebrochen werden. Zweitens KI-gestützte Tools. Das Marketing Studio ermöglicht es, aus einem Content-Stück eine Multi-Channel-Strategie zu bauen – Social Media, Newsletter, Podcasts, Events. Drittens neue Features wie das AEO-Tool, das zeigt, wie eine Marke in LLMs sichtbar ist, oder AI Referrals, das den Ursprung von Traffic identifiziert. Auch unsere Agentenlösungen gehören dazu: Sie bilden hybride Teams aus Menschen und digitalen Assistenten.
Welche Probleme löst der neue Data Hub?
Vor allem das Problem isolierter Daten. Viele Kunden haben ihre Finanzdaten in einem System, Marketingkontakte in einem anderen und vieles in Excel-Sheets. Der Data Hub bringt all das zusammen. Mit Data Studio gibt es zudem eine Art Daten-Spielwiese, um Quellen zu vereinen, aufzubereiten und nutzbar zu machen. Wichtig ist auch die Datenbereinigung: Dubletten erkennen, Formate vereinheitlichen, fehlende Werte ergänzen, Anreicherung vornehmen. So entstehen Datensätze, die sich für Kampagnen oder Zielgruppenanalysen nutzen lassen.
"Wir glauben an ein offenes Ökosystem"
Viele Innovationen sind noch in der Betaphase. Sollen Unternehmen lieber warten oder sofort testen?
Das hängt von der Branche ab. Manche müssen sich eher konservativer verhalten. Aber wir leben in einer Phase der Disruption. Wer heute noch einen mehrjährigen SEO-Plan macht, übersieht, dass AEO längst Realität ist. Die Sichtbarkeit in neuen Kanälen verändert sich täglich. Deshalb rate ich: ausprobieren und lernen.
Wie viel Kundenfeedback fließt in die Produktentwicklung?
Sehr viel. Wir starten mit privaten Betas, in denen Kunden eng mit uns zusammenarbeiten. Dann folgen Alpha, Public Beta und General Availability. In jeder Phase holen wir Feedback ein – qualitativ und quantitativ, über Umfragen, Benchmarks, Advisory Boards und Ticket-Systeme.
HubSpot positioniert sich als integrierte Plattform. Welche Rolle spielt sie im MarTech-Stack?
Für viele Go-to-Market-Teams sind wir die zentrale Quelle. Gleichzeitig glauben wir an ein offenes Ökosystem. Deshalb investieren wir in APIs, Integrationen und Marktplätze. HubSpot soll das Gravitationszentrum sein – mit eigenen Agenten, aber offen für Partner und Drittlösungen.
Der Breeze Marketplace öffnet sich für Drittanbieter. Wird HubSpot zu einem MarTech-Ökosystem?
Wir haben schon heute App- und Template-Marktplätze. Mit Breeze wird daraus ein noch größeres Ökosystem, in dem auch Drittanbieter-Agents eine Rolle spielen. Ja, ich glaube, es entwickelt sich in diese Richtung.
HubSpot wächst stark im Enterprise-Segment. Welche Produktentscheidungen sind dafür entscheidend?
Wir brauchen keine völlig neuen Produkte, sondern Funktionen, die komplexe Anforderungen abdecken: Sandboxes für Tests, granulare Berechtigungen, Multi-Currency, Zeitzonen, Multi-Accounts. All das haben wir im Smart CRM bereits umgesetzt. Damit adressieren wir die Bedürfnisse globaler Teams und wachsen zunehmend im Enterprise-Bereich – schneller als im unteren Segment.
Wichtig sind Räume für Experimente
Auf der Inbound in San Francisco war oft von hybriden Teams die Rede, der Zusammenarbeit von Mensch und KI.
Viele denken bei Agenten sofort an Autonomie. Wir sehen sie als digitale Teammitglieder. Das heißt: Es gibt immer einen Menschen „in the loop“. Ein Prospecting Agent etwa hat klare Leitplanken, die man einstellen kann. Damit geht er nie über das hinaus, was gewünscht ist. Wir glauben fest an hybride Teams, in denen KI unterstützt, aber nicht ersetzt. Und wie bei neuen Mitarbeitern muss man auch Agenten onboarden – mit Rollen, Leitfäden und Regeln.
Können Sie einen Ausblick geben, welche Produkte als Nächstes kommen?
Man kann mit weiteren Innovationen rund um Discovery rechnen – also wie Marken in neuen Quellen sichtbar werden. Außerdem beobachten wir die Content-Creation-Szene sehr genau und entwickeln neue Tools, die Marketer unterstützen. Details verrate ich noch nicht, aber im Frühjahr beim Spotlight-Event gibt es mehr.
Bleibt das Innovationstempo so hoch?
Ja, für eine Weile. Verglichen mit der mobilen Disruption nach Einführung der App Stores geht es sogar schneller. Co-Piloten und Agenten entwickeln sich rasant weiter – von einfachen Tools zu komplexen Multi-Agent-Systemen mit Orchestrierung. Das eröffnet ganz neue Möglichkeiten.
Und was steht ganz oben auf Ihrer persönlichen To-do-Liste?
Für mich geht es darum, wie wir uns als Organisation weiter entwickelln. Die Geschwindigkeit der Innovation verändert nicht nur unsere Produkte, sondern auch unsere Arbeitsweise. Wir müssen Räume schaffen, in denen Teams mit KI-Tools experimentieren können. Ich sage meinen Leuten oft: Wenn der Boden unter dir wankt, musst du so bauen, dass du flexibel bleibst. Adaptivität ist das Wichtigste.
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