2020: Technologie-Trends der Finanzbranche

Insight

5 Minuten

09.01.2020

Helmut van Rinsum

Portrait von Conor O’Driscoll

Freischwebende Charts, sprechende Bots oder Berater in Armbandform – in der Finanzwelt ist ein wilder Wettbewerb um neue Technologien entbrannt. Für Finanzinstitute bedeutet das: Wenn sie überleben wollen, müssen sie sich unweigerlich den Anforderungen des digitalen Zeitalters anpassen – selbst wenn vieles noch nicht vorstellbar ist. Ein Fachbeitrag von Conor O’Driscoll, Vice President of OTC Platform bei Devexperts (Foto).

Mehrstufige Nutzerverifizierung durch Wearables

Tageslichtsensoren optimieren die Energieerzeugung von „Smart Cities“, Amazon-Kühlschränke bestellen automatisch Lebensmittel nach: das Internet der Dinge (IoT), ein Netzwerk WLAN-verbundener Alltagsgeräte, ist schon lange in der Realität angekommen und wächst rasant weiter. Verschiedene Schätzungen gehen davon aus, dass die Anzahl smarter Objekte bis 2020 auf 200 Milliarden steigen wird; weltweit etwa 26 Objekte pro Person.

Besonders Wearables sind beliebt. Bisher sind sie hauptsächlich aus der Fitness-Welt bekannt. Mit Sensoren ausgestattete Armbänder, die den Puls oder die Schrittzahl messen. Die Bandbreite der Möglichkeiten geht so weit, dass manche Wearables als Bankberater am Handgelenk zu drastischen Maßnahmen greifen: Das Armband ist mit dem Konto des Trägers verbunden und überwacht seine Ausgaben. Überschreitet er ein selbst-gesetztes Limit, sendet es einen leichten Stromschlag aus. Der Träger soll so konditioniert werden, weniger Geld auszugeben.

Neben Verbraucherfreundlichkeit und einem gewissen Spaßfaktor, tragen Wearables zur Sicherheit von Finanzanwendungen bei: Sie können über die Erfassung biometrischer Daten ihre Träger authentifizieren. Ein großer Pluspunkt, denn der Diebstahl von Nutzerdaten bedeutet für Finanzdienstleister Rückbuchungskosten und rechtliche Schwierigkeiten. Mit der neuen mehrstufigen Verifizierung können Unternehmen ihren Kunden einen sicheren und effizienten Zugriff auf ihre Finanzdaten bieten.

Zahlungstransfers und Vernetzung in Echtzeit

5G, der neue Mobilfunkstandard: Er verspricht den Transport von enorm großen Datenmengen bei verschwindend geringer Latenzzeit, was für den Fintech-Bereich besonders interessant ist. Während die Verzögerung im aktuellen 4G-Netz noch 50 Millisekunden beträgt, soll sie sich im 5G-Netz auf bis zu eine Millisekunde verringern. So können Zahlungs- und Banking-Transfers ohne Wartezeit erlebt werden.

Mit 5G lassen sich mehr Geräte bei geringen Kosten, geringem Stromverbrauch und hoher Zuverlässigkeit miteinander verbinden. Das dürfte zu einem Anstieg in der Anzahl von verbundenen Geräten und IoT-Systemen führen: Telefone, Smartwatches, Kopfhörer, smarte Armbänder, Virtual/Augmented-Reality-Headsets, flexible Sensoren an intelligenten Kleidungsstücken sowie intelligente Brillen werden in Zukunft miteinander kommunizieren und Daten austauschen. Durch diese Vernetzungen können Zahlungen von jedem Wearable aus getätigt werden.

Cloud-Computing verschafft Flexibilität

Cloud-Computing ist inzwischen zu einem Standard in der IT geworden. Laut einer Studie von Bitkom nutzen bereits 73 Prozent aller Unternehmen in Deutschland die Technologie. Die Nutzerzahlen steigen stetig, nur der Finanz-Bereich hinkt hinterher. Dabei haben Cloud-Computing-Dienste überall dort großes Potential, wo tagtäglich enorme Datenmengen ausgetauscht werden: Sie sind schnell, skalierbar, ausfallsicher und immer verfügbar. Für die Nutzung sind keine großartigen Vorabinvestitionen in Soft- und Hardware nötig, bezahlt wird lediglich für die Dienste, die tatsächlich genutzt werden. Selbst technisch anspruchsvolle Angebote wie Handelsplattformen lassen sich schnell auf die Bedürfnisse der Kunden anpassen. Auch spezifische Funktionen, wie Strategien anhand historischer Marktdaten nachzutesten, lassen sich über einen Cloud-Dienst, der aggregierte Daten, Tickdaten und den Market-Replay-Dienst bereitstellt, einfach umsetzen.

Auf diese Weise können Fintech-Unternehmen mit größeren Finanzinstituten mithalten, da diese in der Regel an herkömmliche IT-Systeme gebunden und nicht so flexibel sind.

Vereinfachte Prozesse mit Blockchain und Smart Contracts

Von HODL zu BUIDL: Wer mit dem Kryptoversum vertraut ist, kennt seine plakativen Anagramme und Hashtags mit verdrehten Buchstaben. Es gibt sogar eine Blockchain-Konferenz mit dem Namen BUIDL. „build“, also „entwickeln“, stand als Pate für diese Konferenz und ist somit ein deutliches Indiz für die Abkehr von der HODL-Mentalität („HODL“ = hold) des Kryptowährungsmarkts. Bisher hielten Trader eher aus Loyalität an ihren Coins fest und nicht, weil sie an die Technologie glaubten. Mittlerweile richten sie ihre Aufmerksamkeit auf die Software, die hinter ihren Projekten steht. Statt sich zu fragen „Welche Coins passen zu meiner Philosophie?“, gehen sie rationaler an die Sache heran und wollen wissen „Was funktioniert?“

Im Bereich Softwareentwicklung zeigt dieser Wandel, dass sich der Schwerpunkt auf die Blockchain-Skalierbarkeit verlagert hat. Inzwischen sind Unternehmen weltweit dabei, ein größeres Terrain für die Technologie zu erschließen: Smart Contracts. Das sind Computerprotokolle, die Verträge in Code abbilden und automatisch ausführen. Bei einem Hausverkauf beispielsweise könnte ein Smart Contract die Rolle des Notars übernehmen. Da sie nach dem „Wenn-Dann“-Prinzip funktionieren, geht das Eigentumsrecht erst dann an den Käufer über, wenn der Verkäufer den vereinbarten Geldbetrag erhält. Da sämtliche Informationen der Transaktion im System gespeichert sind und konstant überwacht und verifiziert werden, vereinfachen sich mühsame Prozesse und die Kommunikation mit verschiedenen Instanzen entfällt. Gleichzeitig werden Risiken minimiert und Vertrauen zwischen Käufer und Verkäufer aufgebaut.

Zurück zum Finanzbereich: Smart Contracts könnten Derivate oder Anleihen abbilden. Gewinne oder automatisierte Zinszahlungen würden automatisch ausgezahlt werden.

Optimierte Nutzererkennung durch Künstliche Intelligenz

Das Spektrum der Technologien, die mit Künstlicher Intelligenz (KI) in Zusammenhang gebracht werden, wird immer größer. Viele Banken und Finanzdienstleister nutzen sie bereits. Besonders Techniken wie Machine Learning, neurolinguistische Programmierung oder Deep Learning können die Auswertung von Finanzdaten revolutionieren. Inzwischen füttern Banken ihre Scoring-Modelle mit Informationen aus sozialen Netzwerken, erfolgten Zahlungen, aus der Suchhistorie und anderen Daten zum Kundenverhalten und erhalten durch KI-Analysen treffende Ergebnisse. So haben es Finanzinstitute leichter, personalisierte Angebote, gezielte Cross-Sales-Aktionen und einen verbesserten Kundenservice anzubieten.

Zudem werden Finanzanbieter künftig KI für die Legitimationsprüfung von Neukunden nutzen. Während die Identifizierung und Authentifizierung von Benutzern in den letzten 50 Jahren hauptsächlich auf der Kombination von Benutzername und Kennwort basierte, verlagert sich die Fragestellung nun von „Erkennen wir Benutzername und Passwort?“ zu „Erkennen wir den Nutzer?“ Dazu werden Techniken mit Künstlicher Intelligenz genutzt, die lernen, wie seriöse Benutzer mit Apps und Diensten interagieren. Cybersecurity-Spezialisten hilft dies, betrügerische Muster zu erkennen, beispielsweise beim Wertpapierhandel: Zunächst wird anhand bestimmter Kriterien ein breites Spektrum an Orders identifiziert, die unlautere Handelspraktiken beinhalten könnten. Diese Aufgabe übernehmen Rechner. Anschließend führt das Überwachungspersonal – in diesem Fall Menschen – Untersuchungen durch, mit denen die Trading-Bedingungen, unter denen diese Orders erfolgt sind, analysiert werden. Erkennt die Maschine ein verdächtiges Muster, greift der Mensch ein und forscht nach.

Chatbots werden zu persönlichen Assistenten

Finanzinstitute sind bekanntermaßen eher konservativ. Bis dato beschränken sich die von ihnen eingesetzten sprachgesteuerten Nutzerschnittstellen auf Chatbots, um den Kontostand abzufragen und Zahlen zu aktuellen Trading-Positionen auszuspucken. Mithilfe von KI sollen Chatbots für den modernen Trader künftig die Funktion eines Assistenten übernehmen. Intelligente Chatbots werden ihn finanziell coachen, in seinem Namen Transaktionen durchführen und Aufgaben erledigen, die er derzeit noch per Hand am Desktop oder am Smartphone durchführen muss.

Sprachgesteuerte Schnittstellen werden eine immer wichtigere Rolle im Verbraucher- und Trading-Alltag einnehmen. Immerhin nutzt laut einer Postbank-Studie bereits jeder dritte Deutsche digitale Sprachassistenten und das Interesse an sprachgesteuerten Banking-Apps nimmt zu. Künftig könnte also auch das Konto komplett sprachgesteuert verwaltet werden.

Mobile Arbeitsplätze durch erweiterte Realität

Der Begriff „Mobiler Arbeitsplatz“ bekommt mit Augmented Reality (AR) eine neue Bedeutung: Kunden oder Finanzberater können sich in einem virtuellen Konferenzraum zur gleichen Zeit mit Personen vor Ort oder per Videokonferenz unterhalten, unabhängig davon, wo sie sich weltweit befinden. Mit AR-Headsets ist es ihnen möglich, gemeinsam dreidimensionale Darstellungen von Charts, Grafiken, Kurven und anderen Daten zu besprechen, sie freischwebend im virtuellen Raum zu betrachten und sie per Gesten interaktiv zu bedienen und zu ordnen. So lassen sich beispielsweise Geschäftschancen und hochaktuelle Entwicklungen auf einer intuitiven Oberfläche deutlicher hervorheben, was es Tradern ermöglicht, schneller zu agieren. Das ist die nahe Zukunft des Tradings.

Auch Virtual Reality (VR) wird Veränderung in den Finanzsektor bringen, besonders bei der Interaktion und Kommunikation mit der jüngeren Zielgruppe: den Millennials und der Generation Z. Anstelle von Besuchen vor Ort in einer Bank, werden zukünftig virtuelle Büros und Kundendienstzentren entstehen. Denn diese Generationen spricht mit ihrem Bankberater lieber per Video, bequem von zu Hause aus.

Übrigens: Das Geschäft mit VR/AR-Technologien wird laut Statista zwischen 2018 und 2022 um ganze 700 Prozent wachsen!

Roboter erledigen repetitive Aufgaben

Auf den ersten Blick scheint die Automatisierung zwar Arbeitsplätze zu vernichten, tatsächlich setzt sie aber Ressourcen frei, mit denen kritische Denkprozesse und wichtige Aufgaben im gesamten Unternehmen bewältigt werden können. Besonders im Finanzsektor gibt es eine große Anzahl an Funktionen, die sich rein um Dateneingabe, Informationsabrufe oder ähnliche sich wiederholende Prozesse im Backoffice-Bereich drehen. Laut einer Studie von A.T. Kearney und Arvato CRM Solutions sollen innerhalb der nächsten zehn Jahre etwa 53 Prozent dieser Arbeiten von RPAs (Robot Process Automation) übernommen werden können.

Außerdem können über RPA auch ältere Lösungen in neuere IT-Systeme integriert werden. Anstatt vorhandene veraltete Systeme abzubauen und komplett durch neue zu ersetzen, können Bots die alten Daten automatisch zwischen den Systemen hin und her transportieren. Daten, die sich sonst in Silos auf einem der beiden Systeme befinden würden, lassen sich so einfach organisieren. Dies gibt Banken und Finanzorganisationen die Möglichkeit, ihre Fintech-Systeme schrittweise und mit minimalen Störungen der bestehenden Prozesse zu erneuern.

Mit einem Lächeln in die bargeldlose Zukunft

Bargeld kann nur schwer verfolgt werden und bietet unbegrenzte Möglichkeiten zur Geldwäsche; digitale Zahlungsmittel sollen Abhilfe schaffen. Projekte wie die Kryptowährung Bitcoin sollten den digitalen Geldtransfer sicherer und unabhängiger machen, doch konnten sie bisher regulären Geldmitteln nicht das Wasser reichen. Denn Bitcoin muss nicht als Zahlungsmittel akzeptiert werden und besitzt keinen richtigen Wert. Sein „Wert“ hängt ausschließlich von Angebot und Nachfrage ab. Steigen diese, steigt auch der Wert – andererseits kann er aber auch ins Bodenlose stürzen.

Neben Kryptowährungen leiten auch digitale Bezahldienste den Weg in eine bargeldlose Gesellschaft. Länder wie China sind hier federführend: Supermarkteinkäufe werden mobil über QR-Codes oder per App beglichen, in manchen Fast-Food-Filialen zahlt man sogar mit einem Lächeln. „Smile to pay“ oder „Lächele, um zu bezahlen“ funktioniert per Gesichts-Scan. Auch im Europäischen Raum ist in Ländern, die früh digitale Zahlungssysteme eingeführt haben, der Bargeldumlauf drastisch zurückgegangen. Beim Spitzenreiter Schweden beispielsweise wird laut der schwedischen Zentralbank Riksbank ein Rückgang von knapp 40 Prozent verzeichnet.

Für Banken verringern sich dadurch die Kosten für Druck, Lagerung und Transport von Bargeld; Kunden erhalten eine einfache, sichere und jederzeit verfügbare Alternative zu Barzahlungen. Auch 5G dürfte mobile Transaktionen deutlich verstärken: Mikrozahlungen werden in den verschiedensten Lebensbereichen zunehmen – vom Brötchenkauf beim Bäcker bis hin zum Lösen eines Parktickets.

Die Hindernisse, die sich dem bargeldlosen Zahlungsverkehr noch in den Weg stellen, sind Sicherheitsaspekte, fehlendes Vertrauen von Kunden und die mangelnde Konformität mit geltenden Bestimmungen wie beispielsweise der DSGVO. Doch mithilfe von Technologien wie KI, Wearables und IoT werden bereits Lösungen entwickelt, die die Welt in eine bargeldlose Zukunft führen.

Der Autor: 
Conor O'Driscoll verfügt über mehr als zehn Jahre Erfahrung mit institutionellen und Retail-Brokerhäusern. Aktuell bekleidet er den Posten des Vice President of OTC Platform bei
Devexperts, wo er für die Roadmap und die Zukunftsvision der dxTrade-Plattform verantwortlich ist.

2020: Technologie-Trends der Finanzbranche

Insight

5 Minuten

09.01.2020

Helmut van Rinsum

Portrait von Conor O’Driscoll

Freischwebende Charts, sprechende Bots oder Berater in Armbandform – in der Finanzwelt ist ein wilder Wettbewerb um neue Technologien entbrannt. Für Finanzinstitute bedeutet das: Wenn sie überleben wollen, müssen sie sich unweigerlich den Anforderungen des digitalen Zeitalters anpassen – selbst wenn vieles noch nicht vorstellbar ist. Ein Fachbeitrag von Conor O’Driscoll, Vice President of OTC Platform bei Devexperts (Foto).

Mehrstufige Nutzerverifizierung durch Wearables

Tageslichtsensoren optimieren die Energieerzeugung von „Smart Cities“, Amazon-Kühlschränke bestellen automatisch Lebensmittel nach: das Internet der Dinge (IoT), ein Netzwerk WLAN-verbundener Alltagsgeräte, ist schon lange in der Realität angekommen und wächst rasant weiter. Verschiedene Schätzungen gehen davon aus, dass die Anzahl smarter Objekte bis 2020 auf 200 Milliarden steigen wird; weltweit etwa 26 Objekte pro Person.

Besonders Wearables sind beliebt. Bisher sind sie hauptsächlich aus der Fitness-Welt bekannt. Mit Sensoren ausgestattete Armbänder, die den Puls oder die Schrittzahl messen. Die Bandbreite der Möglichkeiten geht so weit, dass manche Wearables als Bankberater am Handgelenk zu drastischen Maßnahmen greifen: Das Armband ist mit dem Konto des Trägers verbunden und überwacht seine Ausgaben. Überschreitet er ein selbst-gesetztes Limit, sendet es einen leichten Stromschlag aus. Der Träger soll so konditioniert werden, weniger Geld auszugeben.

Neben Verbraucherfreundlichkeit und einem gewissen Spaßfaktor, tragen Wearables zur Sicherheit von Finanzanwendungen bei: Sie können über die Erfassung biometrischer Daten ihre Träger authentifizieren. Ein großer Pluspunkt, denn der Diebstahl von Nutzerdaten bedeutet für Finanzdienstleister Rückbuchungskosten und rechtliche Schwierigkeiten. Mit der neuen mehrstufigen Verifizierung können Unternehmen ihren Kunden einen sicheren und effizienten Zugriff auf ihre Finanzdaten bieten.

Zahlungstransfers und Vernetzung in Echtzeit

5G, der neue Mobilfunkstandard: Er verspricht den Transport von enorm großen Datenmengen bei verschwindend geringer Latenzzeit, was für den Fintech-Bereich besonders interessant ist. Während die Verzögerung im aktuellen 4G-Netz noch 50 Millisekunden beträgt, soll sie sich im 5G-Netz auf bis zu eine Millisekunde verringern. So können Zahlungs- und Banking-Transfers ohne Wartezeit erlebt werden.

Mit 5G lassen sich mehr Geräte bei geringen Kosten, geringem Stromverbrauch und hoher Zuverlässigkeit miteinander verbinden. Das dürfte zu einem Anstieg in der Anzahl von verbundenen Geräten und IoT-Systemen führen: Telefone, Smartwatches, Kopfhörer, smarte Armbänder, Virtual/Augmented-Reality-Headsets, flexible Sensoren an intelligenten Kleidungsstücken sowie intelligente Brillen werden in Zukunft miteinander kommunizieren und Daten austauschen. Durch diese Vernetzungen können Zahlungen von jedem Wearable aus getätigt werden.

Cloud-Computing verschafft Flexibilität

Cloud-Computing ist inzwischen zu einem Standard in der IT geworden. Laut einer Studie von Bitkom nutzen bereits 73 Prozent aller Unternehmen in Deutschland die Technologie. Die Nutzerzahlen steigen stetig, nur der Finanz-Bereich hinkt hinterher. Dabei haben Cloud-Computing-Dienste überall dort großes Potential, wo tagtäglich enorme Datenmengen ausgetauscht werden: Sie sind schnell, skalierbar, ausfallsicher und immer verfügbar. Für die Nutzung sind keine großartigen Vorabinvestitionen in Soft- und Hardware nötig, bezahlt wird lediglich für die Dienste, die tatsächlich genutzt werden. Selbst technisch anspruchsvolle Angebote wie Handelsplattformen lassen sich schnell auf die Bedürfnisse der Kunden anpassen. Auch spezifische Funktionen, wie Strategien anhand historischer Marktdaten nachzutesten, lassen sich über einen Cloud-Dienst, der aggregierte Daten, Tickdaten und den Market-Replay-Dienst bereitstellt, einfach umsetzen.

Auf diese Weise können Fintech-Unternehmen mit größeren Finanzinstituten mithalten, da diese in der Regel an herkömmliche IT-Systeme gebunden und nicht so flexibel sind.

Vereinfachte Prozesse mit Blockchain und Smart Contracts

Von HODL zu BUIDL: Wer mit dem Kryptoversum vertraut ist, kennt seine plakativen Anagramme und Hashtags mit verdrehten Buchstaben. Es gibt sogar eine Blockchain-Konferenz mit dem Namen BUIDL. „build“, also „entwickeln“, stand als Pate für diese Konferenz und ist somit ein deutliches Indiz für die Abkehr von der HODL-Mentalität („HODL“ = hold) des Kryptowährungsmarkts. Bisher hielten Trader eher aus Loyalität an ihren Coins fest und nicht, weil sie an die Technologie glaubten. Mittlerweile richten sie ihre Aufmerksamkeit auf die Software, die hinter ihren Projekten steht. Statt sich zu fragen „Welche Coins passen zu meiner Philosophie?“, gehen sie rationaler an die Sache heran und wollen wissen „Was funktioniert?“

Im Bereich Softwareentwicklung zeigt dieser Wandel, dass sich der Schwerpunkt auf die Blockchain-Skalierbarkeit verlagert hat. Inzwischen sind Unternehmen weltweit dabei, ein größeres Terrain für die Technologie zu erschließen: Smart Contracts. Das sind Computerprotokolle, die Verträge in Code abbilden und automatisch ausführen. Bei einem Hausverkauf beispielsweise könnte ein Smart Contract die Rolle des Notars übernehmen. Da sie nach dem „Wenn-Dann“-Prinzip funktionieren, geht das Eigentumsrecht erst dann an den Käufer über, wenn der Verkäufer den vereinbarten Geldbetrag erhält. Da sämtliche Informationen der Transaktion im System gespeichert sind und konstant überwacht und verifiziert werden, vereinfachen sich mühsame Prozesse und die Kommunikation mit verschiedenen Instanzen entfällt. Gleichzeitig werden Risiken minimiert und Vertrauen zwischen Käufer und Verkäufer aufgebaut.

Zurück zum Finanzbereich: Smart Contracts könnten Derivate oder Anleihen abbilden. Gewinne oder automatisierte Zinszahlungen würden automatisch ausgezahlt werden.

Optimierte Nutzererkennung durch Künstliche Intelligenz

Das Spektrum der Technologien, die mit Künstlicher Intelligenz (KI) in Zusammenhang gebracht werden, wird immer größer. Viele Banken und Finanzdienstleister nutzen sie bereits. Besonders Techniken wie Machine Learning, neurolinguistische Programmierung oder Deep Learning können die Auswertung von Finanzdaten revolutionieren. Inzwischen füttern Banken ihre Scoring-Modelle mit Informationen aus sozialen Netzwerken, erfolgten Zahlungen, aus der Suchhistorie und anderen Daten zum Kundenverhalten und erhalten durch KI-Analysen treffende Ergebnisse. So haben es Finanzinstitute leichter, personalisierte Angebote, gezielte Cross-Sales-Aktionen und einen verbesserten Kundenservice anzubieten.

Zudem werden Finanzanbieter künftig KI für die Legitimationsprüfung von Neukunden nutzen. Während die Identifizierung und Authentifizierung von Benutzern in den letzten 50 Jahren hauptsächlich auf der Kombination von Benutzername und Kennwort basierte, verlagert sich die Fragestellung nun von „Erkennen wir Benutzername und Passwort?“ zu „Erkennen wir den Nutzer?“ Dazu werden Techniken mit Künstlicher Intelligenz genutzt, die lernen, wie seriöse Benutzer mit Apps und Diensten interagieren. Cybersecurity-Spezialisten hilft dies, betrügerische Muster zu erkennen, beispielsweise beim Wertpapierhandel: Zunächst wird anhand bestimmter Kriterien ein breites Spektrum an Orders identifiziert, die unlautere Handelspraktiken beinhalten könnten. Diese Aufgabe übernehmen Rechner. Anschließend führt das Überwachungspersonal – in diesem Fall Menschen – Untersuchungen durch, mit denen die Trading-Bedingungen, unter denen diese Orders erfolgt sind, analysiert werden. Erkennt die Maschine ein verdächtiges Muster, greift der Mensch ein und forscht nach.

Chatbots werden zu persönlichen Assistenten

Finanzinstitute sind bekanntermaßen eher konservativ. Bis dato beschränken sich die von ihnen eingesetzten sprachgesteuerten Nutzerschnittstellen auf Chatbots, um den Kontostand abzufragen und Zahlen zu aktuellen Trading-Positionen auszuspucken. Mithilfe von KI sollen Chatbots für den modernen Trader künftig die Funktion eines Assistenten übernehmen. Intelligente Chatbots werden ihn finanziell coachen, in seinem Namen Transaktionen durchführen und Aufgaben erledigen, die er derzeit noch per Hand am Desktop oder am Smartphone durchführen muss.

Sprachgesteuerte Schnittstellen werden eine immer wichtigere Rolle im Verbraucher- und Trading-Alltag einnehmen. Immerhin nutzt laut einer Postbank-Studie bereits jeder dritte Deutsche digitale Sprachassistenten und das Interesse an sprachgesteuerten Banking-Apps nimmt zu. Künftig könnte also auch das Konto komplett sprachgesteuert verwaltet werden.

Mobile Arbeitsplätze durch erweiterte Realität

Der Begriff „Mobiler Arbeitsplatz“ bekommt mit Augmented Reality (AR) eine neue Bedeutung: Kunden oder Finanzberater können sich in einem virtuellen Konferenzraum zur gleichen Zeit mit Personen vor Ort oder per Videokonferenz unterhalten, unabhängig davon, wo sie sich weltweit befinden. Mit AR-Headsets ist es ihnen möglich, gemeinsam dreidimensionale Darstellungen von Charts, Grafiken, Kurven und anderen Daten zu besprechen, sie freischwebend im virtuellen Raum zu betrachten und sie per Gesten interaktiv zu bedienen und zu ordnen. So lassen sich beispielsweise Geschäftschancen und hochaktuelle Entwicklungen auf einer intuitiven Oberfläche deutlicher hervorheben, was es Tradern ermöglicht, schneller zu agieren. Das ist die nahe Zukunft des Tradings.

Auch Virtual Reality (VR) wird Veränderung in den Finanzsektor bringen, besonders bei der Interaktion und Kommunikation mit der jüngeren Zielgruppe: den Millennials und der Generation Z. Anstelle von Besuchen vor Ort in einer Bank, werden zukünftig virtuelle Büros und Kundendienstzentren entstehen. Denn diese Generationen spricht mit ihrem Bankberater lieber per Video, bequem von zu Hause aus.

Übrigens: Das Geschäft mit VR/AR-Technologien wird laut Statista zwischen 2018 und 2022 um ganze 700 Prozent wachsen!

Roboter erledigen repetitive Aufgaben

Auf den ersten Blick scheint die Automatisierung zwar Arbeitsplätze zu vernichten, tatsächlich setzt sie aber Ressourcen frei, mit denen kritische Denkprozesse und wichtige Aufgaben im gesamten Unternehmen bewältigt werden können. Besonders im Finanzsektor gibt es eine große Anzahl an Funktionen, die sich rein um Dateneingabe, Informationsabrufe oder ähnliche sich wiederholende Prozesse im Backoffice-Bereich drehen. Laut einer Studie von A.T. Kearney und Arvato CRM Solutions sollen innerhalb der nächsten zehn Jahre etwa 53 Prozent dieser Arbeiten von RPAs (Robot Process Automation) übernommen werden können.

Außerdem können über RPA auch ältere Lösungen in neuere IT-Systeme integriert werden. Anstatt vorhandene veraltete Systeme abzubauen und komplett durch neue zu ersetzen, können Bots die alten Daten automatisch zwischen den Systemen hin und her transportieren. Daten, die sich sonst in Silos auf einem der beiden Systeme befinden würden, lassen sich so einfach organisieren. Dies gibt Banken und Finanzorganisationen die Möglichkeit, ihre Fintech-Systeme schrittweise und mit minimalen Störungen der bestehenden Prozesse zu erneuern.

Mit einem Lächeln in die bargeldlose Zukunft

Bargeld kann nur schwer verfolgt werden und bietet unbegrenzte Möglichkeiten zur Geldwäsche; digitale Zahlungsmittel sollen Abhilfe schaffen. Projekte wie die Kryptowährung Bitcoin sollten den digitalen Geldtransfer sicherer und unabhängiger machen, doch konnten sie bisher regulären Geldmitteln nicht das Wasser reichen. Denn Bitcoin muss nicht als Zahlungsmittel akzeptiert werden und besitzt keinen richtigen Wert. Sein „Wert“ hängt ausschließlich von Angebot und Nachfrage ab. Steigen diese, steigt auch der Wert – andererseits kann er aber auch ins Bodenlose stürzen.

Neben Kryptowährungen leiten auch digitale Bezahldienste den Weg in eine bargeldlose Gesellschaft. Länder wie China sind hier federführend: Supermarkteinkäufe werden mobil über QR-Codes oder per App beglichen, in manchen Fast-Food-Filialen zahlt man sogar mit einem Lächeln. „Smile to pay“ oder „Lächele, um zu bezahlen“ funktioniert per Gesichts-Scan. Auch im Europäischen Raum ist in Ländern, die früh digitale Zahlungssysteme eingeführt haben, der Bargeldumlauf drastisch zurückgegangen. Beim Spitzenreiter Schweden beispielsweise wird laut der schwedischen Zentralbank Riksbank ein Rückgang von knapp 40 Prozent verzeichnet.

Für Banken verringern sich dadurch die Kosten für Druck, Lagerung und Transport von Bargeld; Kunden erhalten eine einfache, sichere und jederzeit verfügbare Alternative zu Barzahlungen. Auch 5G dürfte mobile Transaktionen deutlich verstärken: Mikrozahlungen werden in den verschiedensten Lebensbereichen zunehmen – vom Brötchenkauf beim Bäcker bis hin zum Lösen eines Parktickets.

Die Hindernisse, die sich dem bargeldlosen Zahlungsverkehr noch in den Weg stellen, sind Sicherheitsaspekte, fehlendes Vertrauen von Kunden und die mangelnde Konformität mit geltenden Bestimmungen wie beispielsweise der DSGVO. Doch mithilfe von Technologien wie KI, Wearables und IoT werden bereits Lösungen entwickelt, die die Welt in eine bargeldlose Zukunft führen.

Der Autor: 
Conor O'Driscoll verfügt über mehr als zehn Jahre Erfahrung mit institutionellen und Retail-Brokerhäusern. Aktuell bekleidet er den Posten des Vice President of OTC Platform bei
Devexperts, wo er für die Roadmap und die Zukunftsvision der dxTrade-Plattform verantwortlich ist.

2020: Technologie-Trends der Finanzbranche

Insight

5 Minuten

09.01.2020

Helmut van Rinsum

Portrait von Conor O’Driscoll

Freischwebende Charts, sprechende Bots oder Berater in Armbandform – in der Finanzwelt ist ein wilder Wettbewerb um neue Technologien entbrannt. Für Finanzinstitute bedeutet das: Wenn sie überleben wollen, müssen sie sich unweigerlich den Anforderungen des digitalen Zeitalters anpassen – selbst wenn vieles noch nicht vorstellbar ist. Ein Fachbeitrag von Conor O’Driscoll, Vice President of OTC Platform bei Devexperts (Foto).

Mehrstufige Nutzerverifizierung durch Wearables

Tageslichtsensoren optimieren die Energieerzeugung von „Smart Cities“, Amazon-Kühlschränke bestellen automatisch Lebensmittel nach: das Internet der Dinge (IoT), ein Netzwerk WLAN-verbundener Alltagsgeräte, ist schon lange in der Realität angekommen und wächst rasant weiter. Verschiedene Schätzungen gehen davon aus, dass die Anzahl smarter Objekte bis 2020 auf 200 Milliarden steigen wird; weltweit etwa 26 Objekte pro Person.

Besonders Wearables sind beliebt. Bisher sind sie hauptsächlich aus der Fitness-Welt bekannt. Mit Sensoren ausgestattete Armbänder, die den Puls oder die Schrittzahl messen. Die Bandbreite der Möglichkeiten geht so weit, dass manche Wearables als Bankberater am Handgelenk zu drastischen Maßnahmen greifen: Das Armband ist mit dem Konto des Trägers verbunden und überwacht seine Ausgaben. Überschreitet er ein selbst-gesetztes Limit, sendet es einen leichten Stromschlag aus. Der Träger soll so konditioniert werden, weniger Geld auszugeben.

Neben Verbraucherfreundlichkeit und einem gewissen Spaßfaktor, tragen Wearables zur Sicherheit von Finanzanwendungen bei: Sie können über die Erfassung biometrischer Daten ihre Träger authentifizieren. Ein großer Pluspunkt, denn der Diebstahl von Nutzerdaten bedeutet für Finanzdienstleister Rückbuchungskosten und rechtliche Schwierigkeiten. Mit der neuen mehrstufigen Verifizierung können Unternehmen ihren Kunden einen sicheren und effizienten Zugriff auf ihre Finanzdaten bieten.

Zahlungstransfers und Vernetzung in Echtzeit

5G, der neue Mobilfunkstandard: Er verspricht den Transport von enorm großen Datenmengen bei verschwindend geringer Latenzzeit, was für den Fintech-Bereich besonders interessant ist. Während die Verzögerung im aktuellen 4G-Netz noch 50 Millisekunden beträgt, soll sie sich im 5G-Netz auf bis zu eine Millisekunde verringern. So können Zahlungs- und Banking-Transfers ohne Wartezeit erlebt werden.

Mit 5G lassen sich mehr Geräte bei geringen Kosten, geringem Stromverbrauch und hoher Zuverlässigkeit miteinander verbinden. Das dürfte zu einem Anstieg in der Anzahl von verbundenen Geräten und IoT-Systemen führen: Telefone, Smartwatches, Kopfhörer, smarte Armbänder, Virtual/Augmented-Reality-Headsets, flexible Sensoren an intelligenten Kleidungsstücken sowie intelligente Brillen werden in Zukunft miteinander kommunizieren und Daten austauschen. Durch diese Vernetzungen können Zahlungen von jedem Wearable aus getätigt werden.

Cloud-Computing verschafft Flexibilität

Cloud-Computing ist inzwischen zu einem Standard in der IT geworden. Laut einer Studie von Bitkom nutzen bereits 73 Prozent aller Unternehmen in Deutschland die Technologie. Die Nutzerzahlen steigen stetig, nur der Finanz-Bereich hinkt hinterher. Dabei haben Cloud-Computing-Dienste überall dort großes Potential, wo tagtäglich enorme Datenmengen ausgetauscht werden: Sie sind schnell, skalierbar, ausfallsicher und immer verfügbar. Für die Nutzung sind keine großartigen Vorabinvestitionen in Soft- und Hardware nötig, bezahlt wird lediglich für die Dienste, die tatsächlich genutzt werden. Selbst technisch anspruchsvolle Angebote wie Handelsplattformen lassen sich schnell auf die Bedürfnisse der Kunden anpassen. Auch spezifische Funktionen, wie Strategien anhand historischer Marktdaten nachzutesten, lassen sich über einen Cloud-Dienst, der aggregierte Daten, Tickdaten und den Market-Replay-Dienst bereitstellt, einfach umsetzen.

Auf diese Weise können Fintech-Unternehmen mit größeren Finanzinstituten mithalten, da diese in der Regel an herkömmliche IT-Systeme gebunden und nicht so flexibel sind.

Vereinfachte Prozesse mit Blockchain und Smart Contracts

Von HODL zu BUIDL: Wer mit dem Kryptoversum vertraut ist, kennt seine plakativen Anagramme und Hashtags mit verdrehten Buchstaben. Es gibt sogar eine Blockchain-Konferenz mit dem Namen BUIDL. „build“, also „entwickeln“, stand als Pate für diese Konferenz und ist somit ein deutliches Indiz für die Abkehr von der HODL-Mentalität („HODL“ = hold) des Kryptowährungsmarkts. Bisher hielten Trader eher aus Loyalität an ihren Coins fest und nicht, weil sie an die Technologie glaubten. Mittlerweile richten sie ihre Aufmerksamkeit auf die Software, die hinter ihren Projekten steht. Statt sich zu fragen „Welche Coins passen zu meiner Philosophie?“, gehen sie rationaler an die Sache heran und wollen wissen „Was funktioniert?“

Im Bereich Softwareentwicklung zeigt dieser Wandel, dass sich der Schwerpunkt auf die Blockchain-Skalierbarkeit verlagert hat. Inzwischen sind Unternehmen weltweit dabei, ein größeres Terrain für die Technologie zu erschließen: Smart Contracts. Das sind Computerprotokolle, die Verträge in Code abbilden und automatisch ausführen. Bei einem Hausverkauf beispielsweise könnte ein Smart Contract die Rolle des Notars übernehmen. Da sie nach dem „Wenn-Dann“-Prinzip funktionieren, geht das Eigentumsrecht erst dann an den Käufer über, wenn der Verkäufer den vereinbarten Geldbetrag erhält. Da sämtliche Informationen der Transaktion im System gespeichert sind und konstant überwacht und verifiziert werden, vereinfachen sich mühsame Prozesse und die Kommunikation mit verschiedenen Instanzen entfällt. Gleichzeitig werden Risiken minimiert und Vertrauen zwischen Käufer und Verkäufer aufgebaut.

Zurück zum Finanzbereich: Smart Contracts könnten Derivate oder Anleihen abbilden. Gewinne oder automatisierte Zinszahlungen würden automatisch ausgezahlt werden.

Optimierte Nutzererkennung durch Künstliche Intelligenz

Das Spektrum der Technologien, die mit Künstlicher Intelligenz (KI) in Zusammenhang gebracht werden, wird immer größer. Viele Banken und Finanzdienstleister nutzen sie bereits. Besonders Techniken wie Machine Learning, neurolinguistische Programmierung oder Deep Learning können die Auswertung von Finanzdaten revolutionieren. Inzwischen füttern Banken ihre Scoring-Modelle mit Informationen aus sozialen Netzwerken, erfolgten Zahlungen, aus der Suchhistorie und anderen Daten zum Kundenverhalten und erhalten durch KI-Analysen treffende Ergebnisse. So haben es Finanzinstitute leichter, personalisierte Angebote, gezielte Cross-Sales-Aktionen und einen verbesserten Kundenservice anzubieten.

Zudem werden Finanzanbieter künftig KI für die Legitimationsprüfung von Neukunden nutzen. Während die Identifizierung und Authentifizierung von Benutzern in den letzten 50 Jahren hauptsächlich auf der Kombination von Benutzername und Kennwort basierte, verlagert sich die Fragestellung nun von „Erkennen wir Benutzername und Passwort?“ zu „Erkennen wir den Nutzer?“ Dazu werden Techniken mit Künstlicher Intelligenz genutzt, die lernen, wie seriöse Benutzer mit Apps und Diensten interagieren. Cybersecurity-Spezialisten hilft dies, betrügerische Muster zu erkennen, beispielsweise beim Wertpapierhandel: Zunächst wird anhand bestimmter Kriterien ein breites Spektrum an Orders identifiziert, die unlautere Handelspraktiken beinhalten könnten. Diese Aufgabe übernehmen Rechner. Anschließend führt das Überwachungspersonal – in diesem Fall Menschen – Untersuchungen durch, mit denen die Trading-Bedingungen, unter denen diese Orders erfolgt sind, analysiert werden. Erkennt die Maschine ein verdächtiges Muster, greift der Mensch ein und forscht nach.

Chatbots werden zu persönlichen Assistenten

Finanzinstitute sind bekanntermaßen eher konservativ. Bis dato beschränken sich die von ihnen eingesetzten sprachgesteuerten Nutzerschnittstellen auf Chatbots, um den Kontostand abzufragen und Zahlen zu aktuellen Trading-Positionen auszuspucken. Mithilfe von KI sollen Chatbots für den modernen Trader künftig die Funktion eines Assistenten übernehmen. Intelligente Chatbots werden ihn finanziell coachen, in seinem Namen Transaktionen durchführen und Aufgaben erledigen, die er derzeit noch per Hand am Desktop oder am Smartphone durchführen muss.

Sprachgesteuerte Schnittstellen werden eine immer wichtigere Rolle im Verbraucher- und Trading-Alltag einnehmen. Immerhin nutzt laut einer Postbank-Studie bereits jeder dritte Deutsche digitale Sprachassistenten und das Interesse an sprachgesteuerten Banking-Apps nimmt zu. Künftig könnte also auch das Konto komplett sprachgesteuert verwaltet werden.

Mobile Arbeitsplätze durch erweiterte Realität

Der Begriff „Mobiler Arbeitsplatz“ bekommt mit Augmented Reality (AR) eine neue Bedeutung: Kunden oder Finanzberater können sich in einem virtuellen Konferenzraum zur gleichen Zeit mit Personen vor Ort oder per Videokonferenz unterhalten, unabhängig davon, wo sie sich weltweit befinden. Mit AR-Headsets ist es ihnen möglich, gemeinsam dreidimensionale Darstellungen von Charts, Grafiken, Kurven und anderen Daten zu besprechen, sie freischwebend im virtuellen Raum zu betrachten und sie per Gesten interaktiv zu bedienen und zu ordnen. So lassen sich beispielsweise Geschäftschancen und hochaktuelle Entwicklungen auf einer intuitiven Oberfläche deutlicher hervorheben, was es Tradern ermöglicht, schneller zu agieren. Das ist die nahe Zukunft des Tradings.

Auch Virtual Reality (VR) wird Veränderung in den Finanzsektor bringen, besonders bei der Interaktion und Kommunikation mit der jüngeren Zielgruppe: den Millennials und der Generation Z. Anstelle von Besuchen vor Ort in einer Bank, werden zukünftig virtuelle Büros und Kundendienstzentren entstehen. Denn diese Generationen spricht mit ihrem Bankberater lieber per Video, bequem von zu Hause aus.

Übrigens: Das Geschäft mit VR/AR-Technologien wird laut Statista zwischen 2018 und 2022 um ganze 700 Prozent wachsen!

Roboter erledigen repetitive Aufgaben

Auf den ersten Blick scheint die Automatisierung zwar Arbeitsplätze zu vernichten, tatsächlich setzt sie aber Ressourcen frei, mit denen kritische Denkprozesse und wichtige Aufgaben im gesamten Unternehmen bewältigt werden können. Besonders im Finanzsektor gibt es eine große Anzahl an Funktionen, die sich rein um Dateneingabe, Informationsabrufe oder ähnliche sich wiederholende Prozesse im Backoffice-Bereich drehen. Laut einer Studie von A.T. Kearney und Arvato CRM Solutions sollen innerhalb der nächsten zehn Jahre etwa 53 Prozent dieser Arbeiten von RPAs (Robot Process Automation) übernommen werden können.

Außerdem können über RPA auch ältere Lösungen in neuere IT-Systeme integriert werden. Anstatt vorhandene veraltete Systeme abzubauen und komplett durch neue zu ersetzen, können Bots die alten Daten automatisch zwischen den Systemen hin und her transportieren. Daten, die sich sonst in Silos auf einem der beiden Systeme befinden würden, lassen sich so einfach organisieren. Dies gibt Banken und Finanzorganisationen die Möglichkeit, ihre Fintech-Systeme schrittweise und mit minimalen Störungen der bestehenden Prozesse zu erneuern.

Mit einem Lächeln in die bargeldlose Zukunft

Bargeld kann nur schwer verfolgt werden und bietet unbegrenzte Möglichkeiten zur Geldwäsche; digitale Zahlungsmittel sollen Abhilfe schaffen. Projekte wie die Kryptowährung Bitcoin sollten den digitalen Geldtransfer sicherer und unabhängiger machen, doch konnten sie bisher regulären Geldmitteln nicht das Wasser reichen. Denn Bitcoin muss nicht als Zahlungsmittel akzeptiert werden und besitzt keinen richtigen Wert. Sein „Wert“ hängt ausschließlich von Angebot und Nachfrage ab. Steigen diese, steigt auch der Wert – andererseits kann er aber auch ins Bodenlose stürzen.

Neben Kryptowährungen leiten auch digitale Bezahldienste den Weg in eine bargeldlose Gesellschaft. Länder wie China sind hier federführend: Supermarkteinkäufe werden mobil über QR-Codes oder per App beglichen, in manchen Fast-Food-Filialen zahlt man sogar mit einem Lächeln. „Smile to pay“ oder „Lächele, um zu bezahlen“ funktioniert per Gesichts-Scan. Auch im Europäischen Raum ist in Ländern, die früh digitale Zahlungssysteme eingeführt haben, der Bargeldumlauf drastisch zurückgegangen. Beim Spitzenreiter Schweden beispielsweise wird laut der schwedischen Zentralbank Riksbank ein Rückgang von knapp 40 Prozent verzeichnet.

Für Banken verringern sich dadurch die Kosten für Druck, Lagerung und Transport von Bargeld; Kunden erhalten eine einfache, sichere und jederzeit verfügbare Alternative zu Barzahlungen. Auch 5G dürfte mobile Transaktionen deutlich verstärken: Mikrozahlungen werden in den verschiedensten Lebensbereichen zunehmen – vom Brötchenkauf beim Bäcker bis hin zum Lösen eines Parktickets.

Die Hindernisse, die sich dem bargeldlosen Zahlungsverkehr noch in den Weg stellen, sind Sicherheitsaspekte, fehlendes Vertrauen von Kunden und die mangelnde Konformität mit geltenden Bestimmungen wie beispielsweise der DSGVO. Doch mithilfe von Technologien wie KI, Wearables und IoT werden bereits Lösungen entwickelt, die die Welt in eine bargeldlose Zukunft führen.

Der Autor: 
Conor O'Driscoll verfügt über mehr als zehn Jahre Erfahrung mit institutionellen und Retail-Brokerhäusern. Aktuell bekleidet er den Posten des Vice President of OTC Platform bei
Devexperts, wo er für die Roadmap und die Zukunftsvision der dxTrade-Plattform verantwortlich ist.

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